CSU vor der Landtagswahl:Die Macht der schwarzen Männer

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Die CSU-Spitze hat vor der Landtagswahl die Intriganten von einst an den Rand der Partei gedrängt. Probleme bestehen aber weiter.

Jan Bielicki

Es läuft gut derzeit für Markus Blume. In der Nacht zum gestrigen Mittwoch ist der 32-Jährige zum ersten Mal Vater geworden. Und auch für seine politischen Ambitionen steht alles zum Besten.

(Foto: Foto: dpa)

In der vergangenen Woche hat er den übrigen Vorstandsmitgliedern seines CSU-Kreisverbandes im Münchner Südosten angekündigt, er werde für eine Kandidatur bei der anstehenden Landtagswahl "zur Verfügung stehen".

Da traf es sich gut, wenn auch nicht aus purem Zufall, dass zu diesem Zeitpunkt der bisherige Abgeordnete Heinrich Traublinger erklärte, nicht noch einmal antreten zu wollen. "Sechsunddreißigeinhalb Jahre als Mandatsträger sind genug", sagte der 64-jährige Großbäcker, der seit 1986 dem Landtag angehört und davor schon 14 Jahre im Stadtrat saß.

Mit Traublingers Rückzug und Blumes nun höchst wahrscheinlicher Nominierung schließt sich ein Kreis. Denn an dem Duell des Jüngeren gegen den Älteren hatte sich die bislang schlimmste all der vielen Affären der München CSU entzündet. Was mit dem schrittweisen Rückzug des Parteistars Monika Hohlmeier aus ihren Partei- und Ministerämtern - und aus dem Bezirksverband München - endete, hatte ja in Perlach begonnen.

Sieben Jahre ist es her, dass einige CSU-Jungspunde, unter ihnen ein gewisser Markus Blume, den ziemlich perplexen Traublinger - Landtagsabgeordneter, Bäckerinnungsmeister, Präsident der Münchner Handwerkskammer - aus dem Vorsitz des Parteiverbandes Perlach trieben.

Schon damals ging es unter anderem um Traublingers Landtagsmandat, nur hatten sich die jungen Ehrgeizlinge bei der Verteilung ihrer Beute zerstritten. Blume strebte zur Kandidatur, doch weil andere Jungunionisten statt des jungen Karrieristen nun doch lieber den - von Parteichef Edmund Stoiber auch als Vorzeige-Handwerker benötigten - Traublinger im Parlament sehen wollten, kam es zu Kampfabstimmungen.

Und die waren von den ambitionierten Parteijünglingen so manipuliert, dass Traublinger zwar sein Mandat behielt, die jungen CSU-Hoffnungsträger sich jedoch vor Gericht, verurteilt und aus der Partei gedrängt sahen.

Offene Kampfabstimmung im Kreis Altstadt-Hadern

Es ging damals jedoch nicht nur um Traublinger, der sagt, von den Machenschaften nichts gewusst zu haben (obwohl sogar einer seiner früheren Büroleiter auf Mitgliederkauf ging), sondern um die Macht in der München-CSU.

Und so zeigt der Karrieresprung des Intrigenopfers Blume, dass in der Partei die um den Landtagsabgeordneten Joachim Haedke versammelten Hauptinitiatoren der schmutzigen Parteikämpfe von einst nur noch wenig zu melden haben.

Die Machtverhältnisse innerhalb der CSU sind wieder ziemlich klar geworden, was auch die Aufstellung der Landtagskandidaten deutlich macht. Parteichef Otmar Bernhard wurde im Münchner Westen mit nur einer Gegenstimme wieder aufgestellt, sein starker Stellvertreter Ludwig Spaenle im Norden mit deren zwei.

Joachim Unterländer hatte sich ohnehin erfolgreich aus den innerparteilichen Wirren heraushalten können, seine Stimmkreis-CSU bedankte sich mit der Wiedernominierung bei vier Gegenstimmen. Der wegen eigener Affären umstrittene Thomas Zimmermann rettete durch einen Deal mit seinen parteiinternen Gegnern seine Kandidatur (die Aufstellungsversammlung war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet).

Allein im Stimmkreis Altstadt-Hadern verdichteten sich alter Zwist und neuer Ärger zu einer offenen Kampfabstimmung. Der Abgeordnete Georg Eisenreich setzte sich jedoch sehr deutlich mit 76 zu 24 Stimmen gegen seine Heraus-forderin Gabriele Dietrich durch.

Damit war allerdings nicht nur das Lager des früheren OB-Kandidaten Aribert Wolf geschlagen, in dessen Kanzlei die Rechtsanwältin Dietrich arbeitet. Es wurden Probleme offenbar, die auch die neuformierte München-CSU nicht losgeworden ist. War doch Dietrich vor allem angetreten, damit die Partei zur Landtagswahl nicht ausschließlich Männer präsentiert.

Das aber wird vermutlich der Fall sein. Denn auch bei der heutigen Nominierung des Stimmkreiskandidaten für Milbertshofen gilt Ex-Parteigeschäftsführer Roland Hoffmann als Favorit gegen die ehemalige Bundestagsabgeordnete Hannelore Roedel. Der ehemalige Leiter von Monika Hohlmeiers Stimmkreisbüro könnte so Nachfolger seiner früheren Chefin werden, wenigstens als Kandidat.

Bleibt noch die Nachfolge des als Drahtzieher der Perlacher Affäre geltenden Joachim Haedke. Er selbst hat nach einigem Hinhalten den Rückzug erklärt. Doch den größten Kreisverband im Stimmkreis leitet immer noch Ex-Stadtrat Curt Niklas - obwohl die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts einer Falschaussage im Hohlmeier-Untersuchungsausschuss gegen ihn ermittelt.

Und neuer Kandidat im Münchner Süden soll ein Mann werden, der immer als treuer Knappe Haedkes galt: Stadtrat Andreas Lorenz ist zwar noch nicht offiziell bestimmt, doch gilt seine Wahl als sicher.

© SZ vom 26.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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