CSU-Politiker intervenieren:Renaissance für Ruhm und Ehre

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Wolfram Kastner (re.) und Hans-Peter Brendl entfernten Buchstaben. (Foto: Robert Haas)

Gefallenen-Denkmal erhält entfernte Buchstaben zurück

Von Bernd Kastner

Nach Wochen des Zögerns wechselt die Bundeswehr in den Modus des Handelns: Alles bleibt, wie es war an der Dachauer Straße. Das Denkmal für gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs auf dem Bundeswehrgelände wird wieder so beschriftet, wie es vor der Aktion des Künstlers Wolfram Kastner beschriftet war: "Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehre." Kastner und sein Kollege Hans-Peter Berndl hatten die Buchstaben R, U, H, M und D entfernt, so dass "Unehre" übrig geblieben war. Man solle zumindest eine ergänzende, erklärende Tafel aufstellen, fordern sie.

So etwas mögen die Münchner CSU-Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer und Hans-Peter Uhl gar nicht. Sie kämpften für die Wiederherstellung des Denkmals. Jedes Mahnmal müsse "auch im Kontext der Zeit, in der es entstanden ist, gesehen werden", erklärt Bundestagsvizepräsident Singhammer. Die Trauer von einst solle "nicht aus der heutigen Zeit nachträglich neu bewertet werden". Denkmäler zu verändern sei "ein schwieriger Prozess, der nicht in das Belieben Einzelner gestellt werden kann. Jeglicher Verdacht arroganter Besserwisserei sollte vermieden werden." Das zielt gegen Kastner, dem Singhammer den Status des Künstlers nur in Anführungsstrichen zubilligt.

Der Vizepräsident aus Freimann weiß Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und den Chef der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), Jürgen Gehb, an seiner Seite. "Lieber Jürgen", hatte Singhammer an Gehb geschrieben und um "eine rasche Beendigung von Prüfungen" gebeten, ob man das Denkmal ergänzen solle. Kastner hatte die aus dem Sockel herausgezogenen Buchstaben an von der Leyen geschickt. Die sandte sie zurück ins Bundeswehrdienstleistungszentrum an die Dachauer Straße, von dort gingen sie weiter an die BImA und schließlich ans Bauamt. Das soll nun "Ruhm und Ehre" wiederherstellen.

Kastner, gegen den wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe ermittelt wird, sagt: Er habe gehofft, dass die Verantwortlichen ein wenig nachdächten, statt sofort "Floskeln abzusondern". Heute spreche man von "Trauer und Frieden". "Ruhm und Ehre" sei "kein Ausdruck des Schmerzes, sondern einer militaristischen Gesinnung".

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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