CSU in Bayern :Eine seltsam inkonsequente Wachablösung

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SZ-Leser sind mit der Art, wie in der Partei die Führung gewechselt werden soll, nicht zufrieden und sehen alles eher als Macht-Tragödie

"100 Prozent für Söder", "Schmerzfrei" und "CSU reloaded - wir kommen" vom 5. Dezember,

Nicht ernst zu nehmen

Was immer man über Bayern und seine CSU gesagt haben mag - immer war eine gehörige Portion Respekt dabei. Das ist nun vorbei. Der Ministerpräsident eines Bundeslandes soll abgelöst werden, er ist nicht mehr kandidatur-tauglich. Jedenfalls hat seine parlamentarische Regierungsfraktion dies einstimmig festgestellt. Geht er nun? Nein, er bleibt. Warum soll einer, der keine Zukunft hat, auch nur eine Minute länger im Amt bleibe? Es geht nicht um Seehofer und oder Söder, es geht auch nicht um Stilfragen, es geht darum, dass die CSU ihre Beschlüsse nicht ernst nimmt. Wer soll diese CSU ernst nehmen? Jürgen Grimming, Berlin

Seehofers Tragödie

Horst Seehofer kann nicht loslassen. Schon mehrfach hatte er angekündigt sich zurückzuziehen, aber immer wieder kam der Rückzieher. Für Seehofer gilt das Synonym "Zick-Zack-Kurs." Er tritt zuerst als starker Mann auf und knickt anschließend ein. Nur bei der unsinnigen Maut hat er sich durchgesetzt. Er hat leider nicht erkannt, dass seine Zeit schon länger vorbei ist, wie Gauweiler das seinem Parteifreund Seehofer schon mutig und richtig attestierte. Die CSU sollte sich an F. J. Strauß erinnern. Die Zeiten eines beliebten Landesvaters wie weiland bei Alfons Goppel sind vorbei. Für die heutigen gewaltigen politischen Herausforderungen braucht die CSU eine starke und zielorientierte Führung ohne Zick-Zack-Pirouetten nach dem Seehofer-Modell. Söder muss nicht beliebt sein, er muss nur erfolgreich sein und dazu gehört eben auch Ehrgeiz und Wille zur politischen Macht. Dr. Kuno Zeller, Freiburg

Bayerische Animositäten

Seehofer, Söder und kein Ende? Kann man sich in Bayern und in den Medien vorstellen, dass die Animositäten bayrischer Regionalfürsten nördlich des Weißwurstäquators nur von nachrangigem Interesse sind? Gert Hüfner, Schwarzenbek

Theater und Krampf

Arme Bayern, die das CSU-Theater nun ein ganzes Jahr ertragen müssen: Statt Wahlkampf nur Krampf. Von außen betrachtet sind wir gespannt, was am Ende dieser Beschallung rauskommen wird. Geht der Wahlbürger am Ende vielleicht nicht mehr zur Wahl? Dann wird er wahrscheinlich von Herrn Söder persönlich in die Kabine getragen, um am kurzen Faden mit spitzem Stift das Kreuzerl ganz oben am C zu machen. Oder schielt der Wahlbürger nicht gleich auf das Plagiat namens AfD? Auf jeden Fall ist schon jetzt lustig, dass es wenige Länder auf dieser Welt gibt, die diesen Zirkus und diese Selbstdarstellungen selbst kennen, Nordkorea ist so ein Land. Ist natürlich nicht so ernst gemeint, Herr Söhofer. Dr. Siegfried Männer, Berlin

Einheitsfassade

Die CSU-Landtagsfraktion befürchtet nicht zu Unrecht, dass sich im September 2018 für sie die Bundestagswahlen 2017 wiederholen werden: Adieu mit der absoluten Mehrheit, denn AfD und FDP sitzen ihr im Nacken. Daher sind - in offener Abstimmung! - alle CSU-Landtagsabgeordneten für Herrn Söder als Ministerpräsidenten. Auf Teufel komm raus muss eine Einheitsfassade gezimmert werden. Die Doppelspitze aus Seehofer und Söder - "eine ehrliche Aufstellung"? CSU-Fraktion und -Parteispitze handeln im luftleeren Raum. Erst der Wahlausgang in etwas weniger als einem Jahr wird zeigen, von wem die Bayerinnen und Bayern weiter regiert werden wollen. Reminiszenzen an Franz Josef Strauß mögen bei Herrn Söder und anderen politischen Bayern noch anklingen. Es ist zu hoffen, dass sich die Wählenden nicht mehr an Franz Josef Strauß erinnern, oder wenn schon, dann im ablehnenden Sinn: Tempi passati! Dr. Jürg Walter Meyer, Leimen

Hahnenkämpfe

Den Kontrahenten (egal ob in der CSU oder in anderen Parteien) geht es nur um Macht und nicht um Inhalte. Durch diese testosterongesteuerten Hahnenkämpfe fühlen sich sicherlich viele in ihren Zweifeln an der Demokratie und den alten Parteien bestätigt. Ich fürchte, den Herrschaften (Frauen sind offenbar eher selten beteiligt) ist gar nicht klar, dass sie mit Ihren Machtspielchen die Politikverdrossenheit im Lande fördern. Frank Dittmer, München

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© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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