CSU gewinnt knapp:Das Drama von Schwabing

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Gerade einmal einen Prozentpunkt lag der CSU-Mann Ludwig Spaenle vor seiner SPD-Konkurrentin Isabell Zacharias und sicherte sich seinen Sitz im Landtag.

Jan Bielicki

Am Ende entschieden genau 580 Stimmen. Das ist nicht viel, wenn 60059 Wähler aus Freimann, Schwabing, Neuhausen und der Maxvorstadt ihre Stimme abgeben. Gerade einmal einen Prozentpunkt lag der CSU-Mann Ludwig Spaenle im Stimmkreis 108 vor seiner SPD-Konkurrentin Isabell Zacharias und sicherte sich seinen Sitz im Landtag.

SPD-Kandidatin Isabell Zacharias erzielte nur 580 Stimmen weniger als ihr CSU-Konkurrent Ludwig Spaenle. (Foto: Foto: Heddergott / Rumpf)

"Ich empfinde tiefe Dankbarkeit dafür, dass mein Vertrag verlängert wurde", ächzte der Abgeordnete, als er am Wahlabend sichtlich aufgekratzt im Kreisverwaltungsreferat auftauchte. Dass er es doch noch geschafft habe, den "für die CSU strukturell schwierigsten Wahlkreis zu halten, werte ich als ein gutes Ergebnis."

Es war landesweit die knappste Entscheidung in einem Stimmkreis. Wie knapp sie ausfiel, zeigt ein Blick auf die Zweitstimmen. Hier lag die SPD vorne, sogar noch etwas weiter, als der CSU-Mann bei den Erststimmen. Doch die allein zählen beim Kampf ums direkte Mandat, und so hat Spaenle das Rennen gemacht - mit gerade einmal 28,7 Prozent. Auch das ist ein Rekord: So billig war ein Direktmandat fürs Maximilianeum nie zu haben.

"Ich hätte in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet, Ludwig Spaenle so bedrängen zu können", sagte die SPD-Frau Zacharias. Sie war die Neue im Stimmkreis, zum ersten Mal am Start, und eigentlich nur als Elternlobbyistin in der Bildungspolitik bekannt. "Superzufrieden" sei sie mit ihrem Ergebnis, sagt die gebürtige Friesin, und darüber, dass es nicht noch knapper ausfiel: "Hätten mir nur drei Stimmen gefehlt, hätte ich mich in den Hintern gebissen."

Dass das Rennen in Schwabing so spannend wurde, lag aber nicht nur an den beiden Hauptkonkurrenten, sondern an den anderen Kandidaten. Die Grüne Margarete Bause räumte 18,1 Prozent, der FDP-Mann Wolfgang Heubisch 13,8 Prozent ab, und auch die fünf Prozent, die der Linke Max Brym erreichte, waren wahlentscheidend.

Bause hatte sich freilich für sich mehr erwartet: "Das ist nicht das, was ich angepeilt habe." Öffentlich verkündet hatte die grüne Fraktionschefin vorher, den Stimmkreis gewinnen zu wollen. Doch gegenüber 2003 verlor sie gar 0,3 Prozentpunkte: "Wir haben es nicht geschafft, die Leute, die uns bei Bundestagswahlen wählen, zu mobilisieren", zeigte sich Bauses "Freude getrübt" - allerdings angesichts des guten Ergebnisses ihrer Partei in München und im Land "nur ein kleines bisschen".

Nervös gemacht hatte Bauses dann doch nicht so gutes Abschneiden vor allem den CSU-Mann Spaenle: "Ich habe auf Frau Bause gezählt" - nämlich darauf, dass die Grüne der SPD-Mitbewerberin Zacharias die Stimmen streitig machen würde. Am Ende habe sich wohl seine "jahrelange Graswurzelarbeit ausgezahlt" und ihm das Landtagsmandat gerettet: "Wenn ich nicht über alle lokalen Details so gut Bescheid wüsste, hätte ich es womöglich nicht geschafft"; er verweist darauf, schon seit Jahren im Bezirksausschuss zu sitzen - Zacharias ist dort erst seit Mai dabei.

© SZ vom 30.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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