Coworkingspace:Arbeiten, netzwerken und wohlfühlen

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Eröffneten "Oh Tinyville": Boris Schwartz, zweiter Werkleiter der Markthallen München, Jürgen Enninger, Leiter des Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft, die Initiatorinnen Katharina Legge und Justyna Dembowski, und Kommunalreferentin Kristina Frank. (Foto: Florian Peljak)

Die erste Zwischennutzung am Elisabethmarkt hat eröffnet: das Gemeinschaftsbüro "Oh Tinyville" für junge Mütter

Von Camilla Kohrs

Im Markthäuschen 22 auf dem Elisabethplatz riecht es nach frischem Holz. Dort, wo bis Ende vergangenen Jahres Blumensträuße gebunden und Pflanzen gelagert wurden, stehen nun Büromöbel im skandinavischen Stil. Auf einem Tisch liegt ein Ratgeber für Eltern, die in kreativen Berufen arbeiten. Eigentlich sind die Marktstände unter Händlern begehrt. Doch weil der Markt wahrscheinlich schon von Anfang 2020 an saniert werden soll, konnte laut dem Kommunalreferat für die kurze Zeit kein Händler gefunden werden.

Um einen Leerstand zu vermeiden, schrieb die Stadtverwaltung das Häuschen als Zwischennutzung aus, mit dem Ziel, einem kreativen Projekt Raum zu geben. Von zehn Bewerben erhielt das Projekt "Oh Tinyville" von Justyna Dembowski und Katharina Legge den Zuschlag. In den vergangenen zwei Monaten haben die beiden jungen Mütter in dem Markthäuschen einen Coworking Space für insgesamt sieben Mütter errichtet. Türen und Fensterläden tragen noch die alte grüne Farbe, die Holzkästen vor dem Haus sind nun rosa.

Beide Frauen haben Kinder im Kindergartenalter. "Wir brauchten einen Ort, an dem wir uns treffen können, uns wohlfühlen und arbeiten können", sagt Legge. Der Markt sei ein bisschen das Dorf, was man brauche, um ein Kind großzuziehen, so die Überlegung von Dembowski und Legge. Daher auch der Name des Projekts. Ein Arbeitsraum nur für junge Mütter hat für sie viele Vorteile. Wenn beispielsweise eine Mutter eine Deadline erfüllen muss, könne eine andere mit dem Kind auf den Spielplatz direkt auf dem Elisabethplatz gehen. Gegen Nachmittag soll sich das Büro dann für die Nachbarschaft öffnen. Kreativnachmittage für Kinder sind angedacht, ebenso wie Lesungen, Konzerte und Workshops für Erwachsene an den Abenden.

Um die Nachbarschaft zusammenzubringen, aber auch damit die Mütter wieder unter Erwachsene kommen, Netzwerken können. "Man kann abends einfach nicht mehr viel auf Veranstaltungen gehen", sagt Demboski, die als Stylistin und Kreativberaterin arbeitet. Gerade in Jobs, in denen Netzwerken wichtig ist, ist das ein Problem. "Oh Tinyville"ist das erste Zwischennutzungsprojekt auf einem Markt der Markthallen München. Weitere sollen folgen, sagt die Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU).

In der zweiten Hälfte dieses Jahres soll es eine Ausschreibung für ein Häuschen auf dem Viktualienmarkt geben. Der Leiter des städtischen Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft Jürgen Enninger sieht in den Zwischennutzungen große Chancen für junge Projekte, in die Selbstständigkeit zu starten. Auch Dembowski und Legge hoffen, ihr Projekt nach Ende der Zwischennutzung weiterführen zu können. Dafür müssen sie allerdings einen geeigneten Raum finden. Vor allem die Preise könnten dabei ein Problem sein. Auf dem Markt zahlen sie insgesamt nur 470 Euro Miete. So viel kostet in München oft schon ein einzelner Arbeitsplatz in einem Coworking Space.

© SZ vom 17.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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