Corona-Krise und Ausgangsbeschränkungen:Unfreundliche Grüße vom Tegernsee

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SZ-Leser zeigen sich enttäuscht vom Bürgermeister-Wort gegen die Münchner und kritisieren, dass einer so rasch die Nerven verliert

Plötzlich besonders exklusiv: Das Spitzingsee-Gebiet, das Bürgermeister des Tegernseer Tals gerne ohne Münchner für sich haben wollen. (Foto: Udo Siebig/mauritius images)

"Tegernseer wollen keine Besucher" vom 24. März und "Lieber nicht zum Spitzingsee" vom 25. März:

Dumpfe Polemik

"Solange die Münchner keine Gelegenheit haben ihr Geld im Tegernseer Tal auszugeben, sollen sie dort auch keinen Zugang mehr erhalten." So lässt sich der Wunsch der Tegernseer Bürgermeister treffender zusammenfassen. Ich kann nur hoffen, dass Markus Söder solchem Regionalegoismus eine klare Absage erteilt. Auch die Tegernseer Berge gehören nicht nur den Tegernseer Mitbewohnern, sondern allen Erholung suchenden Mitbürgern. Kein naturverbundener Wanderer hinterlässt seinen Dreck in den Bergen. Das ist dumpfe und dumme Polemik. Dass Ilse Aigner sich vor diesen Karren spannen lässt, ist ungeheuerlich. Ziel der von Söder verordneten Maßnahmen ist die Vermeidung von Kontakten. Wo sollte das besser sichergestellt sein als beim einsamen Wandern in den Bergen? Wo ist die rechtliche Grundlage, das Autofahren alleine oder mit Familienmitgliedern dorthin zu verbieten? Die Berge gehören allen, auch in der Corona-Krise. Sie sind der letzte Ort, an dem alleine Wandernde sich oder andere gefährden würden. Klaus Kleiser, Grünwald

Reibach und Einfalt

Solange die Tegernsee-Gemeinden ihren Reibach mit den nun verhassten "Münchnern" machen konnten, wurden Schneekanonen finanziert, Park- und Golfplätze gebaut und vieles mehr, was die "Heimat" verschandelte. Nun reden die Bürgermeister im Tegernseer Tal davon, sie müssten den "Dreck der Münchner wegräumen". Die dümmste Idee der einfältigen Herren ist gar, dass Bergsportler ihre Touren "zu unterlassen" hätten. Bei etwaigen Unfällen würden diese nötige Plätze in Klinken wegnehmen. Wer weiß, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren; wer noch dazu weiß, dass die meisten Bergunfälle auf den Forstwegen (beim Stolpern) passieren und nicht auf Aufmerksamkeit heischenden Steigen, der weiß auch: Es geht den Bürgermeistern einzig darum zu meinen, die Täler und die Berge in und um den Tegernsee seien ihr Eigentum. Am vorvergangenen Wochenende sperrte die Polizei bei Weyarn den Landkreis Miesbach für Autofahrerinnen und Autofahrer mit Münchner Kennzeichen. Welche Rechtsgrundlage es wohl dafür gab? Prof. Dr. Klaus Weber, Neuried

Die Nerven verloren

Die Corona-Krise verlangt von allen Bürgern große Einschränkungen - und fast jeder ist dazu im Interesse der Gesundheit gern bereit. Wir dürfen allerdings die Nerven dabei nicht verlieren. Die Bürgermeister des Tegernseer Tals haben leider die Nerven verloren, wenn sie die Münchner aus ihrem Landkreis ausschließen wollen und die Forderung aufstellen, dass sich jeder Bürger nur innerhalb des eigenen Landkreises in der Landschaft bewegen darf. Wenn Bewegungen an der frischen Luft den Münchnern nur noch in ihrer Stadt erlaubt sind, wird die Besucherdichte auf den sehr begrenzten innerstädtischen Grünflächen stark ansteigen. Bei hoher Besucherdichte entsteht auf dieser Fläche das Risiko der Ansteckung. Sollten Frau Aigner und die Land-Bürgermeister sich mit ihrem die Gesundheit gefährdenden Vorschlag durchsetzen, wird das in der breiten Bevölkerung auf Unverständnis stoßen und den gesamten Kampf der Staatsregierung gegen das Corona-Virus beschädigen. Dr. Hans-Joachim Schemel, München

Merkposten

Ist es nicht eine schöne Geste der Bürgermeister im Tegernseer Tal, uns Touristen zu sagen: Wenn unsere Geschäfte, Hotels, Gaststätten und Freizeiteinrichtungen geöffnet sind, dann sind alle herzlich willkommen, aber wenn wir nichts an Euch verdienen, dann bleibt zuhause. Die Natur und die schöne Aussicht genießen, das könnt ihr auch zuhause. Herzlichen Dank, Herr Bürgermeister, wir werden es uns merken. Walter Rößeler, München

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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