Computerspiel-Bundesliga:Bolzen und Ballern

In München trafen sich die besten Computerspieler Deutschlands zur "Electronic Sports League". Neben der Fußballsimulation "FIFA 09" wurde dort auch das derzeit scharf kritisierte Killerspiel "Counterstrike" gespielt.

Varinia Bernau

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Das Rattern eines Maschinengewehrs dröhnt durch die Halle, dann ein lauter Knall - und der Bildschirm wird weiß. So als habe der Schütze, der eben noch mit der Waffe im Anschlag darauf zu sehen war, das Bewusstsein verloren.Fotos: Alessandra Schellnegger

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Gejohle auf der anderen Seite - und dann singen sie wieder: "Ihr könnt nach Hause fahren..." Jeder gegnerische Schütze, der zu Boden geht, ist ein Erfolg - ein Stück näher am Sieg, ein Stück näher an der Tabellenführung.

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Freitagabend, kurz nach 23 Uhr, in der Münchner Tonhalle. Auftakt zur PC-Game-Bundesliga. Die zehn Spieler, die gerade in der Disziplin Counterstrike gegeneinander antreten, haben sich hinter ihren Computern verschanzt.Ein Headset über die Wollmützen gestülpt, hocken sie da in ihren kleinen Boxen wie die gestressten Mitarbeiter eines Callcenters. Der Blick klebt am Bildschirm, die Finger fliegen über Tastatur und Maus.Im Bild: Das Münchner Team

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Wer von ihnen gerade durch ein verwinkeltes Treppenhaus hetzt oder über ein morsches Verandadach hechtet, das können die etwa 800 Zuschauer auf riesigen Bildschirmen verfolgen.Wie zu einem Musikschulkonzert sind in der Mitte der Halle sorgsam Stühle aufgereiht - und inzwischen komplett besetzt. Zumeist von jungen Männern. Manche tragen einen grünen Parker und einen buschigen Pferdeschwanz, andere reichlich Gel im Haar und Glitzersteinchen auf den T-Shirts. Älter als 30 aber sind die wenigstens.

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Der typische Spieler von Ego-Shootern ist 19 Jahre alt, Gymnasiast, sportlich und gesellig - das hat eine Studie der Electronic Sports League (ESL) ergeben, die die Computerspielturniere ausrichtet. Wer mit den Veranstaltern spricht, der bekommt die Daten auch an diesem Abend in München immer wieder genannt - selbst dann, wenn er gar nicht danach gefragt hat.

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Die Botschaft, die sie damit zwischen den blinkenden Konsolen am Rand der Halle, zwischen den im Sekundentakt über die Leinwand vorn flimmernden Schüsse und Explosionen setzen möchten: Es ist nichts Schlimmes dabei, Counterstrike ist Teil einer Jugendkultur.Der Kicker in der Münchner Tonhalle dient nur zur Ablage von Getränken, ansonsten interessiert sich keiner für diese Art von Spiel.

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Dass auch der Amokläufer von Winnenden in seiner Freizeit Counterstrike zockte? Reiner Zufall. "Wenn alle Amokläufer Wasser trinken, heißt das noch lange nicht, dass alle Wassertrinker zu Amokläufern werden", hat der PC-Games-Veranstalter Ibrahim Mazari zum Auftakt dieser 14. Computerspiel-Bundesliga gesagt.

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Sicherlich, es geht nicht nur ums Ballern. Das zweite der insgesamt drei Spiele an diesem Abend ist eine Fußballsimulation. Am Rand der Halle kann sich auch jeder Zuschauer an einen der etwa 50 Computer der Sponsoren setzen - nicht nur zum Schießen, sondern auch zum Autorennfahren oder zur Eroberung eines virtuellen Königreichs.Dazwischen auch immer wieder ein Bildschirm, über den bunte Werbung flackert. Ein paar Schritte weiter gibt es einen Verkaufsstand. Die Tastatur für 40 bis 120 Euro. Es geht auch ums Konsumieren.

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Einige in den Teams, die sich selbst lieber Clans nennen, verstehen sich durchaus als echte Sportler - und gern vergleichen sie sich mit den Profi-Fußballern.An diesem Abend zocken die besten der insgesamt 480.000 Mannschaften, die sich bei der ESL registriert haben. Es ist ein Spitzenspiel, so als würde Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern München antreten.Aber wenn dies wirklich die Fußballbundesliga wäre, dann würde im Stadion und nicht in einer Art Großraumdisko gespielt, dann müsste man am Eingang nicht seinen Ausweis vorzeigen, dann würden die Fans blaue Schals statt schwarz-weiß bedruckter T-Shirts tragen.

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Und den Kommentatoren vorn auf der Bühne würden nach dem Lob ans Berliner Team für die deutliche Führung nach der ersten Halbzeit "trotz Auswärtsspiel" wohl auch nicht die flapsige Bemerkung entrutschen: "Jetzt fallen sie wieder gleich wie die Fliegen."

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