Chinesisches Hausmittel:Drei Jahre Kapseln

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Probanden testen Grüntee zur Darmkrebs-Vorbeugung

Von Christina Hertel, München

Schon seit hunderten Jahren wird in China Grüner Tee getrunken. Und was die Asiaten wohl schon immer wussten, versuchen Forscher seit einiger Zeit zu beweisen: Dass dieser Tee eine positive Wirkung hat. So soll er zum Beispiel bei Übergewicht, Herzerkrankungen, Alzheimer, Diabetes und Parkinson helfen. Im Klinikum München wird nun ein weiterer Effekt untersucht: Grüner Tee könnte, wie Forscher glauben, das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, verringern.

Die Gefahr, einmal Darmkrebs zu bekommen, ist größer, wenn man sogenannte Adenome, also kleine Wucherungen, im Dickdarm hat. Diese Adenome sind zunächst harmlos. Ärzte stellen sie bei einer Darmspiegelung fest und können sie einfach entfernen. Doch Menschen, die einmal solche Adenome hatten, bekommen sie wahrscheinlich immer wieder. Und irgendwann könnten sie bösartig werden. Deshalb müssen Ärzte den Darm regelmäßig untersuchen.

Seit etwa sieben Jahren erforschen Ärzte unter anderem am Klinikum München die Wirkung von Grüntee-Kapseln auf Patienten mit Adenomen. Forscher vermuten, dass Grüner Tee möglicherweise helfen könnte, dass sich diese Wucherungen nicht mehr bilden. Um das herauszufinden, erhalten Probanden Kapseln mit Grünteeextrakt oder aber Placebos. Was sie bekommen, wissen sie selbst nicht. Morgens und abends nehmen sie jedenfalls eine Kapsel über drei Jahre hinweg. Die Grüntee-Kapseln enthalten etwa 150 Milligramm des Extrakts. Das entspricht etwa sieben bis neun Tassen Tee am Tag. Nach drei Jahren und mehr als 1000 Grüntee-Extrakt-Kapseln später müssen die Teilnehmer wieder zur Darmspiegelung. Die Forscher können dann vergleichen: Wie viele Adenome haben die Menschen, die das Placebo genommen haben? Und wie viele die mit dem Grüntee-Kapseln?

Zumindest die ersten Ergebnisse der Münchner Patienten sind ein Anlass zur Hoffnung: Laut Städtischem Klinikum hat sich gezeigt, dass die Adenome nach Einnahme der Kapseln zurückgegangen sind oder sich zumindest nicht mehr in großer Anzahl gebildet haben. Ein Beweis ist das aber nicht. Die Ergebnisse der Darmspiegelungen und Blutproben werden in den nächsten Jahren am Klinikum in Ulm ausgewertet. Erst danach ist die Wirkung von Grünem Tee klar. Bis der Hausarzt die Kapseln verschreibt, kann es also noch eine Weile dauern.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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