Campus Innenstadt:Alte Patienten, neuer Ansatz

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Mit pflegerischer Hilfe so selbständig wie möglich sollen die Patienten der Akutgeriatrie werden. (Foto: Klinikum Uni München)

Die Uni-Klinik richtet eine Abteilung für Geriatrie ein, die sich auch um Forschung kümmert - in Bayern ist das einmalig

Von Sven Loerzer

Als erstes bayerisches Universitätskrankenhaus hat das LMU-Klinikum eine Abteilung für Geriatrie eingerichtet, die sich neben der Versorgung von älteren Patienten auch um Forschung und Lehre kümmert. "Patienten zwischen 65 und 85 Jahren sind die zahlenmäßig am stärksten vertretene Patientengruppe an Deutschlands Kliniken", erklärte Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Klinikums der Universität München bei der Eröffnungsfeier am Dienstagabend. Am Klinikum sind bereits jetzt 34 Prozent aller Patienten älter als 65 Jahre.

Die Station mit 20 Betten am Standort Campus Innenstadt ist speziell auf die Versorgung älterer Menschen ausgerichtet, die häufig mehrere Gebrechen haben. "Bisher ist es leider oft so, dass Männer und Frauen über 70 Jahre, die wegen einer normalen Erkrankung wie zum Beispiel einer Lungenentzündung oder einem Beinbruch zwei Wochen in der Klinik liegen müssen, anschließend nur noch schwer den Weg zurück in ein selbständiges Leben zu Hause schaffen", sagte der stellvertretende Direktor der Medizinischen Klinik IV, Ralf Schmidmaier. Die akutgeriatrische Behandlung habe das Ziel, verloren gegangene Funktionen wiederherzustellen, um den Patienten im Anschluss wieder ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, kümmert sich ein interdisziplinäres Team mindestens 14 Tage lang um den Patienten. Dazu gehören Fachärzte für Geriatrie, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter und Neuropsychologen.

Die Pflegekräfte sind außerdem speziell für ihren Einsatz geschult: "Im Vordergrund steht die sogenannte aktivierend-therapeutische Pflege, bei der die Patienten dazu motiviert werden, aufzustehen, sich anzuziehen und zu kämmen", betont der Bereichsleiter der Akutgeriatrie, Michael Drey. Es gehe darum, dass die Patienten so weitgehend wie möglich selbständig werden. Als wichtigen Schritt für die Geriatrie wertete Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle die neue Spezialstation. Durch gezielte Aus-, Weiter- und Fortbildung der Beschäftigten könne die geriatrische Lehre optimiert werden. Das schaffe "nachhaltigen Mehrwert für die Bevölkerung". Zudem biete der Standort ausgezeichnete Bedingungen für Patienten und Personal und ermögliche Kooperationen mit den unmittelbar benachbarten Kliniken für Psychiatrie, Chirurgie und Neurologie.

Zur Ausbildung von Studenten kooperiere die Akutgeriatrie sehr eng mit dem Krankenhaus Neuperlach und der dortigen Abteilung für Geriatrie. Wissenschaftlich widmet sich die Abteilung an der Ziemssenstraße dem altersabhängigen Muskelschwund (Sarkopenie). Der Verlust von Muskelkraft schränkt die Mobilität und damit auch die Selbständigkeit der Betroffenen stark ein. Die Forscher beschäftigen sich mit der Entstehung und der Therapie der Sarkopenie sowie mit Verbindungen zum Knochenschwund.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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