Bürokomplex:Mehr als nur ein Lichtspielhaus

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Die Zentrale an der Herbert-Bayer- und Wilhelm-Wagenfeld-Straße. (Foto: Florian Peljak)

Mit dem neuen Mediencampus will die Firma ihre Stellung auf dem Weltmarkt sichern

Von Alfred Dürr

Die Gerüste vor den Fassaden der Gebäude auf dem Arri-Stammgelände in der Maxvorstadt sind verschwunden. Die großflächige und fast fensterlose Hauswand entlang der Rambergstraße strahlt makellos weiß. Dass sich dahinter jetzt kein Studio mehr verbirgt, sondern ein Kino mit Riesenleinwand, erkennt man von außen nicht. Ums Eck, an der Türkenstraße, begrüßt ein eher dezentes Schild über dem Eingang zur neuen "Astor Film Lounge" die Besucher.

Nach dem umfangreichen Umbau im Innern der Arri-Bauten hat sich also kaum etwas am äußeren Erscheinungsbild des Industrieareals geändert. Der große architektonische Auftritt oder gar ein fundamentaler Nutzungswechsel des Betriebsgeländes entspricht auch nicht der Firmenphilosophie. Dabei platzt der Stammsitz im Quartier zwischen Türken-, Adalbert-, Kurfürsten- und Rambergstraße längst aus allen Nähten. In der Parkstadt Schwabing, an der Ecke Herbert-Bayer- und Wilhelm-Wagenfeld-Straße, wird der neue Mediencampus für Arri gerade fertig. Hier soll genügend Raum für Forschung und Entwicklung in den Bereichen Kamera- und Beleuchtungssysteme sowie Medizintechnik vorhanden sein. Die ersten Abteilungen ziehen in diesen Tagen und Wochen bereits in den Komplex mit dem Namen "Arrial" ein. In dem Produktions- und Bürokomplex mit zwei drei- bis viergeschossigen Gebäuderiegeln sowie einem verbindenden Mittelbau befinden sich rund 600 Arbeitsplätze auf 20 000 Quadratmetern Nutzfläche.

Optimierte Prozessabläufe, kürzere Wege, bessere Kommunikation - Arri will mit dem neuen Komplex die Voraussetzungen schaffen, um auch weiterhin ein innovatives und weltweit agierendes Unternehmen blieben zu können. In den vergangenen vier Jahren wurde das Personal im Bereich Forschung und Entwicklung verdreifacht. Er habe keinen gewöhnlichen Gewerbebau entwerfen wollen, sagt Architekt Achim Hoffmann vom Büro Hoffmann Amtsberg in Gräfelfing. Das Haus soll "mehreren Hundert Individualisten, kreativen Ingenieuren und freidenkenden Filmleuten" Raum geben.

Ein Kino oder sogar mehrere wie am Stammgelände an der Türkenstraße wird es in der Parkstadt Schwabing nicht geben. Dafür habe das Budget von 40 Millionen Euro für den Neubau nicht ausgereicht, heißt es bei Arri. Das Kino-Zentrum an der Türkenstraße dürfte erstmal die größte Veränderung auf dem Stammgelände gewesen sein. Die neue Unternehmenszentrale in der Parkstadt löst keinen umfassenden Wandel des verschachtelten Quartiers mit Luxuswohnungen, edlen Büros und exklusiver Gastronomie aus. Das bekräftigt die Unternehmensleitung immer wieder. Eine große Änderung aber hat an der Theresienstraße stattgefunden: Wo sich einst im Hinterhof ein Arri-Kamerawerk befand, steht jetzt ein Quartier mit teuren Wohnungen.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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