Brutaler Raub:Handtaschendieb verrät die Taxiräuber

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Der Überfall, bei dem der Chauffeur lebensgefährlich verletzt wurde, ist aufgeklärt - und zumindest einer der Täter bereut den Angriff.

Bernd Kastner

Die beiden Täter, die Anfang Januar in Daglfing einen Taxifahrer beraubt und mit mehr als 40 Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben, sind gefasst.

(Foto: Foto: Archiv)

Es handelt sich laut Polizei um einen 16-jährigen Schulabbrecher und einen 17-jährigen Lehrling. Beide gestanden die Tat und sitzen wegen Mordversuchs in Haft. Der Zustand des Taxifahrers ist mittlerweile stabil.

Die Festnahme der beiden in der Nacht zum Samstag hat eine ungewöhnliche Vorgeschichte: Zu verdanken ist sie nämlich einem 17-jährigen Straßenräuber. Dieser überfiel am Freitagnachmittag im Hasenbergl eine 80-jährige Rentnerin und entriss ihr die Handtasche.

Bei einer Sofortfahndung wurde der 17-Jährige gefasst und von Beamten der Zivilen Einsatzgruppe der Polizeiinspektion Olympiapark vernommen. Dank des geschickten Nachfragens der Polizisten, die speziell Straßenkriminalität bekämpfen, habe der Täter sein Wissen über den Taxiraub preis gegeben, berichtet Josef Wilfling, Chef der Mordkommission.

Der Jugendliche sagte, dass er jemanden kenne, der mit dem Raub geprahlt habe. Da es sich dabei um Insiderwissen gehandelt habe, seien die Ermittler sicher gewesen, auf der richtigen Spur zu sein.

Der Zugriff erfolgte am Samstag um 2.15 Uhr. Der 16-Jährige, ein in Deutschland geborener und aufgewachsener Türke, wurde in der Wohnung seiner Mutter, der ein Jahr ältere Deutsche in einem städtischen Heim verhaftet.

Beide ließen sich widerstandslos festnehmen und gestanden nach kurzem, anfänglichem Leugnen die Tat.

Laut Wilfling trafen sich die beiden am Abend des 4. Januar und beschlossen gemeinsam, einen Taxifahrer zu überfallen, angeblich, um Geld für Marihuana zu beschaffen. "Ihr Opfer haben sie willkürlich ausgewählt", so Wilfling.

Den Tatort aber hätten sie bewusst gewählt: Aufgrund ihrer Ortskenntnisse in Daglfing hätten sie gewusst, dass am dortigen S-Bahnhof abends wenig Betrieb herrscht.

Sie bestiegen dort gegen 19.15 Uhr ein Taxi und lotsten den 60-jährigen Fahrer in die abgelegene Sackgasse "Am Eicherhof". Dort angekommen forderte der 17-Jährige, der auf dem Beifahrersitz saß, vom Fahrer Geld.

Da stach sei ein 16-jähriger Freund von der Rückbank aus bereits mit einem Küchenmesser auf das Opfer ein. Diesem gelang es noch, sein Auto zu verlassen, auf der Straße aber stach der 16-Jährige weiter zu.

Anschließend flüchteten die Täter in einen Park und gingen dann zu einem der beiden in die Wohnung, wo sie ihre Beute von 375 Euro teilten.

"Einen bemerkenswerten Vorgang" nennt Oberstaatsanwalt Peter Boie "die enorme Brutalität", mit der die Täter vorgingen. Sie hätten "ganz bewusst" den Tod ihres Opfers in Kauf genommen.

Beide müssten sich nach dem Jugendstrafrecht verantworten, ihnen drohe eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft.

Den Tätern sei klar, so Wilfling, dass sie "Blödsinn" gemacht hätten, zumindest eine der beiden bereue die Tat auch. Beide Jugendliche seien der Polizei bereits wegen Delikten wie Körperverletzung und Nötigung bekannt - "was halt heute so üblich ist", sagt Wilfling.

"Es ist immer dasselbe." Ihm zufolge passten beide ins "übliche Täterbild": "Keine intakte Familie, kein Schulabschluss, keine Perspektive."

Beide Jugendliche würden nun wohl von einem Psychiater untersucht, um mehr über die Hintergründe ihres brutalen Vorgehens zu erfahren, so Wilfling.

Dass sie die Tat umfassend gestanden, sei "nicht untypisch" bei Tätern dieses Alters, so Oberstaatsanwalt Bode: Anderes als Erwachsene nannten beschuldigte Jugendliche bei der Vernehmung oft harte, belastbare Fakten.

Der Straßenräuber übrigens, der wegen seiner Tat ebenfalls in Haft sitzt, aber den entscheidenden Hinweis gab, darf sich zumindest über einen großen Teil der Belohnung von 7000 Euro freuen.

Wilfling: "Die Belohnung ist nicht davon abhängig, ob es sich um einen Straftäter oder einen Pfarrer handelt."

© SZ vom 15.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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