Braucht's des?:Vorglühen

Foto: oh (Foto: N/A)

Es ist schon recht schön auf der Wiesn. Das Bier schmeckt wie jedes Jahr und fließt auch in entsprechender Menge, das verhindert auch das Internet-Geläster jener nicht, für die das Wiesn-Bier nur eine schale Brühe ist (sie haben's entweder nicht probiert oder sind radikale Craft-Beer-Fanatiker). Aber Geschmack hin oder her: Allzu viele Besucher, gerade die jüngeren, sehen im Oktoberfest nichts anderes als ein Massenbesäufnis. Wer nicht halb besinnungslos nach Hause wankt, hat sein Ziel verfehlt. Die Bezeichnung "Intersuff", die der "Schichtl" Manfred Schauer gerne verwendet, ist ziemlich passend. Viele der Kampftrinker kommen schon angestochen auf der Theresienwiese an. Ihnen reicht es nicht, sich erst dort mit ein, zwei Mass in Stimmung zu bringen. Sie glühen lieber schon vor, sei es im Bus oder etwa am Kiosk "Curry-Piraten" in der Poccistraße. Dort haben sie eine Tafel aufgestellt "Letztes Bier vor der Wiesn" was den Imbiss quasi zur Vorglühstation macht. Wer dann denselben Weg nach Hause geht, sieht die Schrift "Erstes Bier nach der Wiesn". Vorglühen, Nachglühen - das braucht's nun wirklich nicht. Angesichts der vielen schwankenden Alkohol-Zombies, die in der Stadt unterwegs sind, kommt man sich eh vor wie am Set der Fernsehserie "The Walking Dead". Wem die zu gruselig ist, kann einfach ausschalten. Das geht mit der Realität leider noch nicht.

© SZ vom 28.09.2015 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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