Braucht's des?:Das Schrumpfhendl

Mehr als zehn Euro für dieses Schrumpfhendl zu bezahlen, war Herrn K. viel zu viel. (Foto: privat)

Das Wiesn-Hendl ist beliebt. Jahr für Jahr werden auf dem Oktoberfest rund eine halbe Million Hühner vertilgt - die meisten davon kommen aus Massentierhaltung. Abgesehen davon hat das Wiesn-Hendl zumindest geschmacklich einen weitgehend guten Ruf, auch wenn es ihm nicht immer gerecht wird. So kommt es schon mal vor, dass einem ein angebranntes vorgesetzt wird oder ein zu trockenes. Aber was SZ-Leser K. dieser Tage im Hofbräuzelt serviert bekam, ließ ihn rätseln, welch seltsamer Vogel da wohl auf seinem Teller gelandet sein könnte: ein gut faustgroßes Stück Geflügel, das Herrn K. zur Mutmaßung veranlasste, es könnte sich um ein "halbes Liliputaner-Stubenküken" oder eine "federlose Stachus-Flugratte" handeln, die noch dazu "staubtrocken" schmeckte. Mehr als zehn Euro für dieses Schrumpfhendl zu bezahlen, war Herrn K. viel zu viel. Nun, das Geschmackserlebnis lässt sich per Foto nicht nachvollziehen. Aber dass das Hendl deutlich unterentwickelt war, ist auch so erkennbar. Oder war's doch was anderes? Vielleicht sind dem Zelt ja die Gockerl ausgegangen und ein Küchenhelfer hat aus Versehen eine Ladung Wachteln gekauft. Das würde erklären, warum das Vöglein so trocken geraten ist. Denn Wachteln zuzubereiten, erfordert Feingefühl. Aber wahrscheinlich war es nur ein Hendl, das sich aus Protest geweigert hat zu wachsen, um dem Schlachter vielleicht doch auszukommen. Geholfen hat es ihm leider nichts. Das hätt's echt nicht gebraucht.

© SZ vom 30.09.2015 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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