Brandrauchsimulator:Rauch in der Mixed Zone

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Sieht ein bisschen aus wie ein Hobbygrill mit integrierter Musikanlage: der neue Brandrauchsimulator. (Foto: Florian Peljak)

Ein neues Gerät soll den Brandschutz erleichtern. In der Arena hat es schon funktioniert

Von Thomas Jordan

Über der Mixed Zone West der Münchner Arena, dort, wo sonst die Spieler des FC Bayern und des TSV 1860 München nach Spielen auf die Journalisten treffen, liegt dichter Nebel. Tief hängen die Rauchschwaden über der weißen Eingangstür zu dem Tunnel, der die Fußballer auf das Spielfeld führt. Im Moment erkennt man jedoch kaum noch die eigene Hand vor Augen, dazu macht sich der typische Nebel-Geruch breit, der an Jugenddisko-Zeiten auf dem Land erinnert. "Nicht erschrecken", sagt der Prüfsachverständige Oliver Krüger. Der Theaternebel sei "völlig ungefährlich".

Keine Jugenddisko, sondern die Vorstellung einer technischen Neuheit in Sachen Brandschutz ist es dann auch, die der TÜV Rheinland hier vorstellt. Das neue Patent soll den Brandschutz weltweit erheblich erleichtern. Schließlich reichen schon eine Zigarette im Papierkorb oder ein überhitztes Computerkabel, damit sich ein Brand von einer Stärke entwickeln kann, die 1500 bis 5000 Kilowatt Brandleistung erzeugt. Zum Vergleich: Der heimische Kachelofen besitzt gerade mal acht Kilowatt Brandleistung. Damit Einsatzkräfte im Ernstfall also einem Feuer Herr werden können, müssen Sonderbauten wie Fußballstadien regelmäßig Brandschutzüberprüfungen durchführen, bei denen mithilfe eines simulierten Brandes das Entlüftungssystem kontrolliert wird. Bisher wird das oft mit großen, ethanolgefüllten Wannen gemacht. Eine unsichere und gleichzeitig aufwendige Methode, sagt der Prüfsachverständige Krüger, entstünden dabei doch große offene Flammen.

Demgegenüber wirkt der neue Brandrauchsimulator fast zierlich. Zwei Personen reichen, um das Gerät zu bedienen. Um eine hobbygrillgroße Gasflamme herum ragen vier schmale Metallarme in die Luft, aus denen lautsprechergroße Düsen Nebel erzeugen. Mithilfe des thermischen Auftriebs durch die Gasflamme verbreiten sich die Rauchschwaden innerhalb weniger Minuten im ganzen Raum und sorgen dafür, dass sich die Zuschauer der Brandsimulation an diesem Nachmittag unwillkürlich in Richtung der Ausgangstür bewegen, als auch schon die Entlüftungsautomatik einsetzt. "Verdünnung des Brandrauches" heißt das "Schutzziel" im Fall der Mixed Zone an diesem Nachmittag. Der gewünschte Effekt tritt bald ein: Durch die über der Eingangstür zur Mixed Zone angebrachte Entlüftungsklappe strömt Frischluft in den Raum, schnell bildet sich eine Art Sichttunnel, der es der Feuerwehr im Ernstfall erlaubt, unter den dicken, nach oben gestiegenen Rauchschichten Verletzte zu bergen und den Brandherd zu löschen.

An diesem Nachmittag bleibt es dagegen bei einem zufriedenen Lächeln der TÜV-Ingenieure. Alles in Ordnung also in Sachen Brandschutz in der Münchner Arena.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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