BR-Symphonieorchester:Jansons konzentriert sich ganz auf München

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Mariss Jansons hört in Amsterdam auf. (Foto: AFP)

Der weltweit begehrte Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks gibt 2015 die Leitung des Concertgebouw Orchesters in Amsterdam auf. Jetzt hat Mariss Jansons mehr Zeit für München.

Von Rita Argauer, München

Es war eine Entscheidung, von der weder der Bayerische Rundfunk noch die Musiker des BR-Symphonieorchesters vorher etwas wussten. Entsprechend groß war die Überraschung, die Chefdirigent Mariss Jansons damit auslöste. Am Dienstag gab das Königliche Concertgebouw Orchester Amsterdam bekannt, dass Jansons seinen Vertrag dort zur nächsten Spielzeit nicht verlängern wird.

Als seine zwei Kinder bezeichnete der international gefragte Dirigent bis dato seine beiden Orchester in München und Amsterdam, die er als Chefdirigent leitet. Selbst unter den Spitzendirigenten, zu denen der 71-jährige Lette zweifelsohne zählt, ist eine solche Doppelfunktion ungewöhnlich. Von der Spielzeit 2004 an war Jansons Chefdirigent des Amsterdamer Concertgebouw Orchesters, im Jahr zuvor hatte er die Leitung des BR-Symphonieorchesters übernommen.

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Es sind zwei Orchester von Weltklasse, die Jansons erklärtermaßen mit gleicher Liebe behandelte und betreute. Doch von der Spielzeit 2015 an wird sich Jansons nur noch um die BR-Symphoniker kümmern, den Vertrag dort hatte er bereits im vergangenen Jahr bis August 2018 verlängert. "Wir können uns glücklich schätzen, dass dem Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks mit Mariss Jansons eine so herausragende und international gefeierte Persönlichkeit weiterhin als Chefdirigent zur Verfügung stehen wird," erklärt der Bayerische Rundfunk.

Zu Jansons Gründen könne man beim BR im Moment noch nicht mehr sagen, am kommenden Montag werde jedoch das Programm der neuen Saison vorgestellt, da würden sich vielleicht einige der Fragen klären. Etwa, ob Jansons die nun freiwerdende Zeit in mehr Konzerte oder intensivere Proben investieren wird. Immerhin hatte er bisher etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit mit den Amsterdamer Musikern verbracht, es ist eine spannende Frage, was sich nun für München alles verändern wird.

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Mit dem Abschied Jansons' aus Amsterdam wurden schnell Stimmen laut, die auf die gesundheitliche Kondition des Künstlers zielten: Jansons, der seit längerem an Herzproblemen leitet, hatte jüngst Konzerte, auch in München, absagen müssen und ließ sich bei einer Tournee mit dem Amsterdamer Orchester bei einem Konzert in Peking vertreten. Seinen Auftritt in Sydney musste er sogar abbrechen.

Kampf für einen neuen Konzertsaal

Für München ist es natürlich dennoch eine gute Nachricht, dass sich der außergewöhnliche Musiker für das BR-Orchester entschieden hat. Trotz der bekannten Konzertsaal-Problematik, von der gerade dieses Orchester betroffen ist: Während die Münchner Philharmoniker die zwar akustisch immer wieder bemängelte, aber dennoch größenmäßig ausreichende Philharmonie im Gasteig bespielen, ist für die BR-Symphoniker immer noch der Herkulessaal die erste Anlaufstelle.

Der in den Fünfzigerjahren provisorisch zum Konzertsaal ausgebaute ehemalige Thronsaal klingt zwar um einiges besser als die Philharmonie, jedoch ist er für die großen Orchesterwerke der Romantik schlicht zu klein. Ein Punkt, der das Orchester zwingt, das Saisonprogramm nicht nur nach künstlerischen Aspekten, sondern auch nach der Verfügbarkeit der Philharmonie als Ausweichsaal zu gestalten. Jansons setzt sich seit Jahren für den Bau eines neuen Konzertsaal für die BR-Symphoniker ein, bisher vergeblich.

Dennoch bleibt Jansons in München, obwohl das Amsterdamer Orchester 2008 von einer Runde internationaler Musikkritiker zum "besten Orchester der Welt" gewählt wurde. Doch diese Superlative scheint weniger interessant für Jansons. Man trenne sich nach der äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit im Guten und mit tiefstem wechselseitigen Respekt, heißt es aus Amsterdam. Über ein Abschiedskonzert und kommende Gastauftritte werde gerade mit Jansons verhandelt. In München fiel der begehrte Musiker zuletzt durch Nahbarkeit auf: In einem Doppelkonzert brachte er das Bayerische Landesjugendorchester und die BR-Orchesterakademie zusammen und gab sein Wissen an den Nachwuchs weiter.

© SZ vom 23.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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