Bombenalarm am Ostbahnhof:Zwei Stunden Chaos durch anonymen Anruf

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Wegen einer Bombendrohung lief am Mittwoch am Ostbahnhof für mehr als zwei Stunden nichts mehr. Weder S- und U-Bahnen, noch Fernzüge oder Busse konnten den Bahnhof anfahren. Der verdächtige Koffer wurde gesprengt.

Monika Maier-Albang

(SZ vom 26.6.2003) — Nachdem am Vormittag ein anonymer Anruf in einer Bank eingegangen war, suchte die Polizei das Gelände ab und sprengte schließlich einen verdächtigen Koffer.

Gegen 11 Uhr hatte bei einer Filiale der Sparda-Bank ein anonymer Anrufer angegeben, eine Bombe in einem Schließfach am Ostbahnhof deponiert zu haben. Die Bankmitarbeiter alarmierten den Bundesgrenzschutz (BGS), der die Drohung als "ernst zu nehmend" einstufte, wie Sprecher Kai Scholl sagt.

Man ließ ein Entschärfungsteam und Spürhunde kommen. Der zweieinhalbjährige Schäferhund "Queron von Patscherkofel", der bereits am Vortag am Hauptbahnhof im Einsatz gewesen war, blieb vor einem Schließfach im Untergeschoss sitzen — für den Hundeführer ist dies das Zeichen dafür, dass der Hund einen verdächtigen Inhaltsstoff gerochen hat.

Wie später herausstellte, reagierte der Spürhund auf Kosmetika in einem Trolley. Diese enthielten Substanzen, die auch in Bomben vorkommen. "Der Hund hat also keinen Fehler gemacht", so Scholl.

Nach den Erfahrungen vom Dresdner Hauptbahnhof, wo man Anfang des Monats tatsächlich Sprengstoff in einem Koffer gefunden hatte, wollten die Einsatzkräfte auf Nummer Sicher gehen: Sie riegelten sofort den Bahnhof und einen Teil des Vorplatzes ab. Bereits von 11.50 Uhr an fuhren keine S-Bahnen mehr den Ostbahnhof an; um 12 Uhr wurde der Bahnhof geräumt.

Um 12.40 Uhr mussten auch die U-Bahnen stoppen. Die Mitarbeiter des Sozialreferats, das am Orleansplatz liegt, verließen um 12.15 Uhr nach einem hausinternen Notfallplan das Gebäude.

Zahlreiche Schaulustige

Mit der Zeit fanden sich mehrere hundert Menschen auf dem Bahnhofs-Vorplatz ein: Schaulustige, verhinderte Fahrgäste und ältere Damen, die es sich auf den Parkbänken gemütlich machten, um den Polizisten bei der Arbeit zuzusehen. Zwischendurch zuckten die Menschen ein paar Mal zusammen, weil sie einen lauten Knall hörten — Dachdecker, die in der Weißenburger Straße Schindeln entsorgten.

Es war bereits das zweite Mal in dieser Woche, dass das Entschärfer-Team vom Flughafen ausrücken musste. Am Dienstag waren wegen einer vermeintlichen Kofferbombe in einem Schließfach am Hauptbahnhof mehrere Gleise vorübergehend gesperrt worden. Die Polizei hält es für möglich, dass ein Trittbrettfahrer bei der Sparda-Bank angerufen hat. "Wir ermitteln aber in alle Richtungen", sagt BGS-Sprecher Scholl.

Umstände für die Fahrgäste

Kleiner Auslöser, große Wirkung: Tausende von Fahrgästen waren von der Sperrung des Ostbahnhofs betroffen, die erst um 14.15 Uhr aufgehoben wurde. Die Fernzüge konnten von der Bahn noch über den Nordring umgeleitet werden. Bei den S-Bahnen hatten die Fahrgäste weitaus mehr Umstände in Kauf zu nehmen: Im Osten endeten die Linien in Giesing oder am Leuchtenbergring, im Westen am Hauptbahnhof oberirdisch oder an der Hackerbrücke.

Im Tunnel fuhr eine Pendel-S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Isartor. Da auch der Stellwerksschaden auf der Strecke München-Augsburg noch nicht behoben war, war der Verkehr insgesamt massiv beeinträchtigt. Bei der U-Bahn wurde die Linie U5 teilweise umgeleitet auf die Gleise der U4; am Innsbrucker Ring konnten die Fahrgäste auch auf die U2 ausweichen. Busse und Trambahnen umfuhren den Ostbahnhof weiträumig.

Auch in Straubing kam es gestern zu einem Bombenalarm: Weil ein vergessenes Paket entdeckt wurde, sperrte die Polizei für zweieinhalb Stunden das Bahnhofsgelände. In dem Paket fand sich eine handgemalte Zeichnung mit Rahmen.

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