Bodenpersonal am Flughafen:2000 Mitarbeitern droht die Kündigung

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Die Bodenverkehrsdienste am Flughafen machen ein Millionenminus. Jetzt will die Flughafengesellschaft 2000 Verträge auflösen.

Dominik Hutter

Im Streit um die defizitären Bodenverkehrsdienste am Flughafen zeichnet sich ein verhängnisvolles Ende ab - nämlich die Abwicklung dieser Abteilung und damit die Kündigung von fast 2000 Mitarbeitern. Für das katastrophale Ergebnis der Verhandlungen machen sich Airport und Gewerkschaft gegenseitig verantwortlich.

Harter Job, schlechte Zukunftsaussichten: Wer bei den Bodenverkehrsdiensten beschäftigt ist, muss mit einer baldigen Kündigung rechnen. (Foto: Foto: dpa)

Bodenverkehrsdienste - das sind die Leute, die bei der Flughafengesellschaft FMG echte Knochenarbeit verrichten: Sie be- oder entladen Flugzeuge und sind für Gepäcktransporter und Vorfeldbusse zuständig. Noch. Denn in dieser Woche hat die FMG-Geschäftsführung den 2000 Kollegen mitgeteilt, dass sämtliche Verträge mit Fluggesellschaften, bei denen Defizite entstehen, gekündigt werden.

Dies dürfte, darauf deutet das jährliche Minus von 30 Millionen Euro hin, für die allermeisten gelten - unter anderem auch für die Vereinbarung mit der Lufthansa, deren Maschinen etwa die Hälfte des gesamten Münchner Flugverkehrs ausmachen. Die Folgen der Kündigungen wären fatal. Denn Flughafenchef Michael Kerkloh geht davon aus, dass Neuverhandlungen schwierig bis aussichtslos sind und dass ein "hohes Risiko" besteht, dass die Airlines zur preisgünstigeren Konkurrenz abwandern.

Nach Schätzung der Gewerkschaft Verdi könnten die Bodenverkehrsdienste deshalb innerhalb der nächsten zwei Jahre rund 90 Prozent ihrer Aufträge verlieren. Und dies wäre, daran bestehen kaum Zweifel, gleichbedeutend mit dem Ende dieses Betriebszweigs im FMG-Konzern.

Die Gewerkschaft zeigt sich empört über das Vorgehen der FMG. Ein Konzern dieser Größe und Finanzkraft, davon sind die Arbeitnehmervertreter überzeugt, könne die von den Bodenverkehrsdiensten verursachten Verluste verkraften - im Interesse der eigenen Mitarbeiter. Kostendeckende Verträge seien deshalb nicht erforderlich.

Keinesfalls akzeptabel seien die im Vorfeld von Kerkloh verlangten Lohnkürzungen von rund 20 Prozent. Dies bedeute für jeden einzelnen ein jährliches Minus von rund 5000 Euro, beklagt Münchens Verdi-Chef Heinrich Birner.

Kerkloh hält jedoch niedrigere Löhne für absolut unverzichtbar: "Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass die Bodenverkehrsdienste nicht wettbewerbsfähig sind." Hintergrund ist die Tarifstruktur: Während die FMG den vergleichsweise großzügigen Gehältern des öffentlichen Dienstes verpflichtet ist, zahlen die Privaten ihren Mitarbeitern rund 20 Prozent weniger. Angesichts dieses Wettbewerbsdrucks sei es für die FMG unmöglich, kostendeckende Verträge mit den Fluggesellschaften abzuschließen.

Und der Kostendruck, so warnt Kerkloh, besteht weiterhin. So laufe ohnehin Ende nächsten Jahres der mit Abstand wichtigste Vertrag, der mit der Lufthansa, aus. "Wer da nichts vorlegen kann, verliert das Geschäft an die Konkurrenz." Den Verdi-Vorschlag, Verluste dauerhaft zu akzeptieren, hält Kerkloh für "abenteuerlich und realitätsfern." Selbstverständlich müsse ein Unternehmen in allen Geschäftsbereichen nachhaltig und wirtschaftlich arbeiten.

Kerklohs Lieblingslösung wäre es gewesen, die Bodenverkehrdienste in eine Tochtergesellschaft aufzugliedern, so den Tarifvertrag auszuhebeln und zumindest bei den Neueinstellungen geringere Kosten zu haben. Dieser Weg aber wurde dem Flughafenchef von den Airport-Gesellschaftern - Freistaat, Bund und Stadt München - verbaut, die auf eine einvernehmliche Lösung mit Verdi pochten.

Die darauf folgenden Gespräche über niedrigere Löhne sind jedoch, da sind sich Kerkloh und Birner einig, gescheitert. Als Reaktion haben dann die Gesellschafter die FMG zum Abschluss kostendeckender Verträge verdammt.

Kerkloh macht für die Entwicklung die Gewerkschaft verantwortlich. Denn eigentlich sei man auf gutem Wege gewesen. Betriebsrat und Airlines seien zu Zugeständnissen bereit gewesen - Letztere in Form höherer Gebühren. Nur Verdi habe es "leider versäumt, seinen Beitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze zu leisten", schimpft der Airportchef.

© SZ vom 29.05.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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