Blick in die Tonne:München, dein Müll

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Mehr als jeder Reiseführer verraten die Abfalleimer über ein Stadtviertel. Wir haben zehn Tonnen ausgeleert.

Philipp Mattheis

Öffentliche Abfalleimer fallen uns meistens nur dann auf, wenn sie gerade fehlen. Mit der Bananenschale in der Hand sucht man die Umgebung nach einem geeigneten Ablageort ab. Dabei sagt, das wir wegwerfen, eine ganze Menge über uns und die Umgebung aus.

Geschwister-Scholl-Platz: Rund um den Brunnen brutzeln Studenten in der Mittagssonne und der Abfalleimer in exponierter Lage quillt über. (Foto: Foto:)

jetzt.muenchen hat den Müll dieser Stadt genauer unter die Lupe genommen und an zehn neuralgischen Punkten den Inhalt öffentlicher Abfalleimer fotografiert. Die Unterschiede sind fein und um sie zu erkennen, muss man genau hinsehen.

Tatsächlich aber spiegelt sich im Weggeworfenen das Leben in der Umgebung wider: Am Gärtnerplatz liegen Windeln im Müll und am Hauptbahnhof Dönerreste. Manchmal wirft der Abfall auch Fragen auf: Warum trank jemand an der Oper kleine Schnapsflaschen? War die Vorstellung so langweilig? Wer hat aus Holzglasur und Gummihandschuh eine Skulptur gebildet und sie dann auf einem Parkplatz im Hasenbergl entsorgt?

Die Fakten:

Insgesamt 7.000 öffentliche Abfalleimer stehen im Münchner Stadtgebiet, 5.000 davon alleine an Bushaltestellen. "Die Leerung erfolgt situationsbedingt", sagt Jürgen Marek, Pressesprecher des Baureferats München. "In der Fußgängerzone werden die 150 Behälter vier bis fünfmal täglich geleert, an weniger frequentierten Plätzen nur wöchentlich." Die Frequenz hängt zudem auch von dem Anspruch ab, den Bürger und Stadt an die Sauberkeit des Ortes haben: So werden die Abfalleimer an der Oper häufiger entleert als an anderen Stellen. Seit 2007 gibt es außerdem die Aktion "Rein und Sauber", bei der Bürger mit einem kurzen Telefonanruf die Leerung eines Abfalleimers veranlassen können. Um das so genannte "Krähenproblem" zu lösen, werden neue Behälter nun auch stets mit einem kleinen Dach geschützt. Die Vögel picken nämlich gerne den Inhalt heraus, um ihn anschließend zu verteilen.

Was übrigens Inhalte nahezu aller entleerten Abfallbehälter gemeinsam haben: Unmengen von Coffee-to-Go-Bechern. "Hier zeigt sich ein gesellschaftlicher Wandel", sagt Jürgen Marek. "Seit ein paar Jahren ist der Verzehr von Nahrung und Getränken im Gehen en vogue. Dieses Verhalten schlägt sich im Müll nieder." Waren es anfangs nur amerikanische Kaffehausketten, die den Kaffee für unterwegs anboten, werden die Pappbecher heute in nahezu jeder Bäckerei verkauft.

Dieser Artikel ist auf jetzt.de erschienen - hier geht es zur Seite von jetzt.de und zum Artikel. Neuerdings geben die jetzt.de-Autoren auch Tipps zum Ausgehen in München. Und zwar hier: bessermuenchen.de.

© SZ vom 12.5.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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