Bits & Pretzels:Wie von der Jungfrau geküsst

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Richard Söldner (Fliege) und Johannes Heindl. (Foto: David-Pierce Brill)

Richard Söldner und Johannes Heindl vertreiben Bio-Wodka

Sollten in Bayern demnächst alle nur noch Wodka trinken und keiner mehr Bier, dann ist das die Schuld von Richard Söldner und Johannes Heindl. Die beiden haben in Regensburg zusammen studiert, der eine BWL, der andere Medizin. Vor allem haben sie aber vor einigen Jahren das Schnaps-Start-up "Vodrock" gegründet. Das Duo hatte einfach keine Lust mehr auf den Fusel, wie sie sagen, der in den meisten Supermärkten verkauft und der für gewöhnlich auf WG-Partys ausgeschenkt wird. Söldner und Heindl fingen also selbst mit dem Destillieren an. Herausgekommen ist ein 100-Prozent-Bio-Wodka, der aus Weizen hergestellt wird und Bisamkorn enthält. Nach eigenen Angaben schmeckt die neue Spirituose "weicher, reiner und milder als der Kuss einer Jungfrau".

Das Gros der Zutaten kommt aus Bayern - ein Umstand, mit dem die Gründer von "Vodrock" gezielt werben. Die beiden Niederbayern setzen auf Handarbeit. Der Wodka aus dem Bayerischen Wald will anders sein, ein "Wodka, der rockt". Mit dieser Idee haben es Söldner und Heindl nicht nur in die überregionalen Medien geschafft, sondern auch schon in die Regale vieler Supermärkte. Aus dem anfänglichen Spaßprojekt ist längst Ernst geworden. Zwar können sie ihren Lebensunterhalt noch nicht ganz mit dem Wodka-Verkauf bestreiten, Söldner arbeitet nebenher als Unternehmensberater, Heindl ist Arzt. Wenn aber alles nach Plan läuft, wird das Start-up mit Sitz in Regensburg in diesem Jahr 3000 Flaschen produzieren.

Auf Dauer ist das freilich zu wenig. Richard Söldner nennt als magische Marke 20 000, so hoch müssten die Verkaufszahlen sein, um dauerhaft auf dem Markt bestehen zu können.

Und deshalb braucht das Start-up wie so viele vor allem eines: mehr Geld. Die Viertelmillion aus der ersten Geberrunde reicht bei Weitem nicht mehr. Söldner hat ausgerechnet, dass in den nächsten Jahren 1,4 Millionen Euro an Investitionen nötig werden. Geld, das die Gründer selbst nicht haben, und das sie deshalb eintreiben müssen. Gerade hat Söldner deshalb versucht, auf der Newcomer-Bühne der Gründermesse "Bits & Pretzels" seine Idee potenziellen Investoren schmackhaft zu machen. "Eine nervenaufreibende Angelegenheit", sagt er und kippt erst einmal ein Weißbier runter. Das schnelle Bier für zwischendurch, es hat auch im Leben eines Wodka-Unternehmers durchaus eine gewisse Daseinsberechtigung

© SZ vom 28.09.2016 / gsch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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