Bits & Pretzels:Angriff mit der Anti-Aging-App

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Ali Murat Ceylan, Fatih Celebi und Berk Yilmaz von der Firma Long (v.l.). (Foto: David-Pierce Brill)

Zielgruppe Ü 40: Ali Murat Ceylan, Fatih Celebi und Berk Yilmaz

Wenn die Leute in München demnächst ewig leben, dann könnten sie das drei jungen Türken aus Istanbul zu verdanken haben. Ali Murat Ceylan, Fatih Celebi und Berk Yilmaz, allesamt in den Zwanzigern, sind angetreten, um das Älterwerden abzuschaffen. Zumindest temporär. Wie das gehen soll? Das Youngstar-Trio hat eine App entwickelt, die sprechen kann und noch dazu auf den verheißungsvollen Namen "longi" hört. Je nach Gebrechlichkeitsgrad hält sie verschiedene Übungen für Körper und Seele parat, die einem helfen sollen, auch im fortgeschrittenen Alter in Bestform zu bleiben. Die Übungen sind den Nutzern gewissermaßen auf den Leib geschnitten. Oder besser gesagt: bis ins kleinste Detail "individualisiert", wie Celebi es ausdrückt. Jeder bekommt das, was er braucht.

Gerade läuft die erste Probephase mit 300 Testnutzern. In ein paar Monaten soll "longi" in Deutschland und Großbritannien zum ersten Mal auf den Markt kommen. "Dort ist unsere Zielgruppe am größten", sagt Celebi. Es ist die Generation Vierzig-plus, die er und seine Kollegen ansprechen wollen.

Mehr als zwei Jahre haben die drei Jungs an ihrer Anti-Aging-App gefeilt. Sie haben sich Sportwissenschaftler, Neurologen, Psychologen und Ernährungsberater mit ins Boot geholt. Entstanden sind so 90 Übungen mit Videoanleitung und 40 Podcasts. Und es sollen noch mehr werden.

Der Kampf gegen das Älterwerden - im Silicon Valley auch bekannt als "Disruption des Todes" - ist eines der großen In-Themen in der Gründerszene. Geht es doch darum, die drögen Naturgesetze auszuhebeln. Es wollen alle dabei sein, das Unternehmen Google ganz vorneweg. Bei Celebi war die Motivation, sich auf diesem Gebiet zu betätigen, dagegen eine sehr viel realere. Seine Großmutter ist vor Kurzem an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Das mit ansehen zu müssen, hat ihn wütend gemacht. Er glaubt: Mit ein bisschen mehr Achtsamkeit auf die Gesundheit hätte sie es im Alter leichter gehabt.

Ob er auch glaubt, dass demnächst alle Senioren fürs Personaltraining das Smartphone zücken werden? Der 28-jährige Fatih Celebi steht an seinem Messestand und nickt energisch. Persönlich sei er davon überzeugt, dass die meisten Älteren das Gerät als ständigen Begleiter längst akzeptiert hätten. Die Rest wird irgendwann dann automatisch folgen. Das ist seine Hoffnung. Und für die Firma "longi" ist diese Hoffnung auf lange Sicht überlebenswichtig.

© SZ vom 28.09.2016 / gsch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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