Bisons:Träge und schweigsam

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Wenn Bisons rennen, bebt die Erde, denn die Tiere sind sehr massig. (Foto: Florian Peljak)

Auf einer Weide in Sickenhausen grasen 120 Bisons, deren Fleisch im Sommer als Delikatesse gilt

Wenn Pauline und Nora so richtig loslegen, bebt die Erde im tertiären Hügelland bei Freising. Auf eine Laufgeschwindigkeit bis zu 50 Stundenkilometer bringen es die massigen Tiere trotz ihres Gewichts von mehreren Hundert Kilo. Die Bullen wiegen sogar bis zu einer Tonne. Meist erinnern sie aber eher an überdimensionale Plüschtiere, wenn sie träge und schweigsam auf ihrer Weide in Sickenhausen liegen und sich dort schon auch mal von Ausflüglern bestaunen lassen. Schließlich sind Bisons in Bayern eine Rarität - und das erst recht in dieser großen Zahl. Josef Wiesheu betreibt die mit rund 120 Tieren größte private Bisonhaltung in ganz Deutschland und ist selbst begeistert. "Das sind total super Tiere", schwärmt er: "Es sind Naturtiere, wie es sie heute eigentlich gar nicht mehr gibt - das fasziniert mich immer wieder."

Der Landwirt und Visionär hat früher einige Jahre in Kanada gearbeitet. 1995, als daheim der reine Milchviehbetrieb nicht mehr rentabel genug war, hatte er dann die Idee mit der Bisonzucht und holte die ersten 60 Muttertiere aus Kanada nach Oberbayern. Ein abenteuerliches Unterfangen: Die Tiere mussten quer durchs Land von West nach Ost gebracht werden, das bedeutete 16 Stunden Fahrt jeden Tag, und dann ging es mit dem Flugzeug weiter über Paris und München nach Sickenhausen. Die Geschäftsidee hat sich bewährt: Wiesheu verkauft europaweit Muttertiere für die Zucht. Die Bullen bleiben dagegen bis zu zweieinhalb Jahre auf der Weide, bevor sie direkt dort erlegt werden. Deshalb werde die Fleischqualität auch nicht durch Stresshormone beeinträchtigt, erklärt Wiesheu. In seiner hofeigenen Metzgerei gehören Bison-Produkte zum festen Angebot, wie etwa Bisonschinken oder Bisonpfefferbeißer. Im Sommer sei die Nachfrage nach Grillfleisch riesig. Bisonfleisch ist fettarm und besonders reich an Eiweiß, Eisen und Zink. Und die Kunden schätzen den ganz "eigenen" Geschmack - ein "bißl nach Wild", "viel intensiver als Rind" und auf jeden Fall "einzigartig". Das finden übrigens auch die Besucher des Münchner Oktoberfests - in einem der Festzelte gibt es inzwischen unter anderem Bisongulasch.

Die Bisons sind bei jedem Wetter auf der Weide hinter dem Hof, Sickenhausen 14, 85402 Kranzberg.

© SZ vom 15.05.2015 / bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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