Es ist Sommer in der Stadt, die Münchner sind im Urlaub, in den Bergen, an den Seen. Ein Klischee, das aber nicht stimmt. Tausende Menschen nutzen auch dieses Jahr von Juli bis Ende September die etwa eintausend Angebote der Münchner Volkshochschule. Selbst Programmdirektorin Susanne May ist als Schülerin beim Sommerprogramm der Volkshochschule dabei und besucht das hauseigene Seminarzentrum am Starnberger See. "Ich erhole mich im Haus Bernried eine Woche lang beim Yogakurs", sagt die Volkshochschulchefin. "Und meinen Mann habe ich in einen Kochkurs geschickt."
Yoga, kochen, Französischkurs - das klingt nach einem herkömmlichen Volkshochschulangebot, das man auch am Land kennt. Doch die mit Abstand größte Volkshochschule Deutschlands mit 261 000 Belegungen, 220 000 Unterrichtsstunden und etwa 20 000 Veranstaltungen jährlich bietet gerade auch in den Sommermonaten Exotisches und Exklusives für Neugierige und Lernfreudige. Wenn die Münchner Schulen Pause machen, geht es an der MVHS weiter. Die Volkshochschule biete "eine Alternative zur Urlaubsreise", sagt Susanne May. Der Sommer soll also kein Hindernis fürs Lernen, sondern ein besonderes Erlebnis sein. "Wir sind viel draußen und an sommerlichen Orten", sagte MVHS-Sprecherin Susanne Lößl am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms der diesjährigen Sommer-Volkshochschule. In dem 264 Seiten starken Sommerbuch gibt es Schnupper- und Aufbaukurse, Ausflüge und Vorträge.
So haben die 400 Mitarbeiter der Volkshochschule und ihre 2000 Dozenten ein Programm zusammengestellt, das sich nicht nach Lernen, sondern Leben anhört. "Sommer auf Tour" heißt ein Schwerpunkt, bei dem es um Führungen durch München und ins Umland, auch mit dem Fahrrad, geht. Allein an sechs Terminen können sich Teilnehmer in die Geschichte der Au vertiefen: Es geht um die Jakobidult, die Pfarrkirche Mariahilf, es dreht sich um Haderlumpen, Bier und Porzellan. Künstlerisch tätig können die Münchner beim "Sommer kreativ" werden. In den Volkshochschul-Ateliers an der Froschhammerstraße in Milbertshofen gibt es eine Metallwerkstatt, ein Mal-, ein Bildhauer-, ein Druck- und ein Keramikatelier, in denen Intensivkurse sowie Wochenendseminare angeboten werden. Spannend wird es dieses Mal beim "Sommer für kluge Köpfe": Denn neben Einblicken in die Politik, Philosophie und Psychologie ist die Volkshochschule Mitinitiatorin für die "Lange Nacht der Mondfinsternis" am 27. Juli. Dann gibt es die längste totale Mondfinsternis des Jahrhunderts. Im Deutschen Museum, der Volkssternwarte und im ESO Supernova Planetarium in Garching finden Führungen und Vorträge zu dem Ereignis statt. Der Astrophysiker Harald Lesch und Cecilia Scorza von der Ludwig-Maximilians-Universität werden die Mondfinsternis im neuen VHS-Zentrum an der Einsteinstraße 28 kommentieren.
"Schöner lernen" heißt das Motto der diesjährigen Sommer-Volkshochschule. Und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Das Haus Buchenried in Berg am Starnberger See widmet sich unter anderem beim Buchenrieder Kunstsommer in diesem Jahr der Farbe Blau, es gibt Wochen- und Wochendkurse in den Bereichen Malerei, Fotografie und Literatur. Als "Sprachurlaub" bezeichnet Susanne Lößl das Fremdsprachenprogramm im Neuhauser Trafo. In 17 Sprachen gibt es dort Intensivkurse inklusive Kulturprogramm. Erstmals im Sommerangebot ist übrigens ein sogenanntes Kochdiplom, das man in vier Tagen erwerben kann. Alles, was man als Voraussetzung braucht, ist eine Kochschürze. Und natürlich die Neugier, etwas Neues zu lernen - auch wenn draußen der Sommer lockt.