Bildhauer II:Der Großkünstler

Löwe reißt Pferd: Bronze nach Giambologna, Residenz. (Foto: Schlösserverwaltung)

Giambologna aus Florenz prägte die Spätrenaissance-Skulptur

Der Name klingt italienisch - doch der Florentiner Künstler Giambologna ist ebenfalls ein gebürtiger Niederländer. Als Jean de Boulogne wurde er 1529 in Douai in der damaligen Grafschaft Flandern geboren. Nach seiner Ausbildung ging er, wie so viele seiner Landsleute, nach Italien, um sich von der Kunst Michelangelos und dessen Nachfolgern inspirieren zu lassen. Nach Stationen in Rom und Bologna ließ Giambologna sich in Florenz nieder. Das Medici-Herzogtum war auch im späten 16. Jahrhundert noch der Nabel der Kunstwelt. Und Giambolognas Hofwerkstatt strahlte nach ganz Europa aus. Repräsentieren wie die Medici - das wollten auch viele Fürsten nördlich der Alpen. Das galt umso mehr für Adlige, die wie Maximilian den Meister persönlich in seinem Atelier besucht hatten. Große und kleine Bronzen im Stil des Florentiner Manierismus waren Kunstwerke, mit denen man die eigene Bedeutung demonstrieren konnte. Deshalb sollte ein Kruzifix Giambolognas auch das Riesengrabmal Wilhelms bekrönen. 1594 kam das Kunstwerk in München an, ein Geschenk des Medici-Großherzogs Ferdinando an seinen Münchner Kollegen. Heute hängt es ein bisschen versteckt vor der Stirnwand des Westquerhauses von Sankt Michael. Dass große Kunst nicht immer riesig sein muss, zeigt eine bronzene Löwenkampfgruppe aus der Münchner Residenz, die nach dem Vorbild Giambolognas im 17. Jahrhundert geschaffen wurde. Der Meister selbst kam nie nach München. Und so holte man eben Künstler aus seinem Umfeld, die etwas vom Glanz der Medici an die Isar transportieren sollten: Hubert Gerhard und Carlo del Palagio.

© SZ vom 15.12.2015 / bm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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