Bildhauer I:Der Reisekünstler

Vor der Residenz stehen nur noch Kopien der Gerhard-Löwen. (Foto: Florian Peljak)

Hubert Gerhard hinterließ an vielen Orten künstlerische Spuren

Hubert Gerhard (1550-1620) gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer der Spätrenaissance. Sein Lebenslauf ist nicht untypisch für die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Auch die beiden Münchner Hofkünstler Friedrich Sustris, der Erbauer der Michaelskirche, und der Maler Peter Candid (eigentlich: Pieter de Witte) waren Niederländer, die in Italien ausgebildet und dann von Herzog Wilhelm V. nach München geholt worden waren. Gerhard stammte aus s'Hertogenbosch in den heutigen Niederlanden. Nach seiner Lehre ging er nach Italien und lernte in Florenz seinen Landsmann Giambologna kennen - und in dessen Werkstatt seinen späteren künstlerischen Mitarbeiter Carlo di Cesare Palagio (1540-1598). Gemeinsam arbeiteten die beiden an Projekten der Fugger in Augsburg und Kirchheim, ehe sie um 1582 von Wilhelm V. angeworben wurden. Später arbeitete Gerhard auch in Innsbruck. Sein künstlerisches Augenmerk galt weniger der drehenden Bewegung seiner Figuren als der subtilen Gestaltung der Oberflächen, dem Ornat, der Ausgestaltung der Gewänder. Zu bewundern ist das am Erzengel Michael an der Fassade der ehemaligen Jesuitenkirche - ein Sinnbild des von Wilhelm erhofften Siegs des Katholizismus über die Protestanten. In der neuen Ausstellung in der Residenz sind zahlreiche Werke Gerhards und seines Kompagnons Palagio zu besichtigen. Die meisten der Skulpturen wurden ursprünglich für das Grabmalsprojekt Wilhelms in der Michaelskirche geschaffen. Künstlerisches Highlight dürfte aber der triumphierende Perseus aus dem Grottenhof sein: eine Arbeit Gerhards nach einem Entwurf von Sustris.

© SZ vom 15.12.2015 / bm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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