Bildband über Circus Krone:Die Stones für 6,90 Mark

Lee Curtis lässt sich die Kleider vom Leib reißen, David Lee Roth von Van Halen zieht sich freiwillig aus und Frank Zappa spielt doppelt so schnell als sonst: Ein neuer Bildband erzählt legendäre Rockgeschichten aus dem Circus Krone - und verrät, warum die Beatles 1966 kaum jemand gehört hat.

Von Karin Geupel

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(Foto: Krause, Johansen; München Verlag, Herbert Hauke)

Die Beatles, Led Zeppelin, AC/DC oder Frank Zappa - sie waren alle da, im Circus Krone. Ein neuer Bildband über die Konzerthalle erzählt von Fans, die durch Musik zu Rebellen wurden und verrät, was bei den Rolling Stones hinter der Bühne stand. Mit Boxkämpfen oder den Zeugen Jehovas lässt sich natürlich kein Bau dieser Größe finanzieren. Der Circus Krone musste sich also etwas einfallen lassen, wollte er seinen neues Quartier an der Marsstraße auslasten. 1962 hatte man den alten Holzbau abreißen lassen und wenig später durch eine moderne Arena ersetzt. In den Sommermonaten, in denen der Zirkus auf Tournee ging, sollte der Krone-Bau vermietet werden. Da traf es sich gut, dass der Veranstalter Karl Buchmann eine Halle für Konzerte in München suchte. Er wollte der aufkommenden Beat-Musik und dem Rock'n'Roll eine Bühne bieten und sie aus den verruchten GI-Bars in Schwabing holen. Und so kam es, dass einige der größten Stars der Pop- und Rockgeschichte im Münchner Circus Krone auftraten, 1966 etwa die Beatles (Bild). Als die Pilzköpfe...

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(Foto: München Verlag, Herbert Hauke)

... zur BRAVO-Blitz-Tournee nach München kamen, befürchteten Ordnungshüter und Veranstalter, es könnte zu Randalen kommen. Egal wo die Beatles damals auftauchten, die Menschanmassen flippten aus.

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(Foto: Picasa; München Verlag, Herbert Hauke)

Mulmig wurde den Verantwortlichen spätestens, als gefälschte Tickets auftauchten. Polizisten verkleideten sich mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte und mischten sich so unerkannt unter die Fans. Die befürchteten Tumulte blieben dann aber aus. Die Fans kreischten aber so laut, dass die Lautsprecher nicht ausreichten und die Musik selbst kaum mehr zu hören war.

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(Foto: Picasa; München Verlag, Herbert Hauke)

Die Beatles spielten danach nie wieder zusammen in München - dafür aber einzeln. Paul McCartney (Bild) kam mit seiner Band, den "Wings". George Harrison produzierte 1974 ein indisches Musikfest im Circus Krone.

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(Foto: Krause, Johansen; München Verlag, Herbert Hauke)

Tony Sheridan war einer der Ersten, die auf der Bühne des Circus Krone stand. Bei der ersten Konzertveranstaltung im Krone-Bau am 29. August 1963 (Bild) stand er zusammen mit Schlager-Stars wie Manuela auf der Bühne. Ihm gefiel der Auftritt damals wohl so gut, dass er im darauffolgenden Jahr gleich wieder kam.

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(Foto: Picasa; Herbert Hauke/München Verlag)

Die meisten Musiker, die während der ersten Monate im Krone-Bau auftraten, spielten jedoch keinen Schlager, sondern Beat-Musik. Der auf Gitarren basierende Pop-Rock war besonders bei den Jugendlichen in den Sechziger- und Siebzigerjahren sehr beliebt und stand damals für Rebellion.

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(Foto: Picasa; München Verlag, Herbert Hauke)

Eine Band, die das Schreckensbild dieser Rebellion mit am Besten verkörperte, kam 1965 in den Circus Krone. Damals waren die Eintrittskarten für 6,90 Mark zu haben, heute zahlt man für ein Ticket weit über das Zwanzigfache. Gemeint sind...

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(Foto: Picasa; München Verlag, Herbert Hauke)

... die Rolling Stones. Für den Preis bekam man zu der Zeit eine Packung Kopfschmerztabletten, schreiben Herbert Hauke und Arno Frank Eser in ihrem Buch "Manege frei für Rock'n'Roll". Damals gab es bestimmt nicht wenige Eltern, die das Geld lieber in Kopfschmerztabletten als in eine Eintrittskarte für die Rolling Stones investiert hätten. Das ist heute anders. Bei ihrem letzten Auftritt in München im Jahr 2003 erzielte ein Ticket auf dem Schwarzmarkt angeblich einen Preis von 2000 Euro. Und noch etwas hat sich geändert: Wo sich 1965 Groupies im Backstagebereich tummelten, standen 2003 Fitnessgeräte.

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(Foto: Picasa; München Verlag, Herbert Hauke)

Groupies gehörten in den Sechzigerjahren zum Rock'n'Roll einfach dazu. Was das bedeutete, erfuhr Lee Curtis hautnah. Eigentlich waren er und seine Band nur als Vorgruppe für ein Konzert der Animals gebucht, der Sänger begeisterte die Mädchen dann aber so sehr, dass sie ihm das Hemd vom Leib rissen. Für die Animals interessierte sich kaum jemand mehr, schließlich hatte das Publikum von Lee Curtis ja alles bekommen, was es sich erträumt hatte.

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(Foto: Krause, Johansen; München Verlag, Herbert Hauke)

Als die Zeit des Beat dem Ende zuging, began die Zeit des Hard Rock. Bands wie Led Zeppelin oder Pink Floyd (Bild) spielten 1970 im Circus Krone. Die Psychadelic-Rocker reisten damals noch mit einer vergleichsweise kleinen Anlage an, spielten dafür aber Stücke, die bis zu zwanzig Minuten dauerten.

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(Foto: Krause, Johansen; München Verlag, Herbert Hauke)

Auch Frank Zappa spielte im Krone-Bau. Einmal sollte er zwei Shows an einem Abend spielen, obwohl er das nicht geplant hatte. Während sein Management noch hektisch die Verträge durchblätterte, sagte Zappa nur: "Dann spielen wir diese Show eben in doppelter Geschwindigkeit." Es wurde ein flotter Abend.

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(Foto: Krause, Johansen; Herbert Hauke/München Verlag)

Einen Hauch von Woodstock erlebten die Münchner Konzert-Fans 1971 im Circus Krone, als Ten Years After auf der Bühne standen. Alvin Lee und seine Gitarre wurden durch ihre ekstatischen Auftritte auf dem legendären Musikfestival bekannt.

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(Foto: München Verlag, Herbert Hauke)

Angus Young und seine Band AC/DC traten mehrmals im Krone auf. Das vielleicht schönste Konzert in München spielten sie 2003, offiziell getarnt als "Clubkonzert".

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(Foto: Picasa; München Verlag, Herbert Hauke)

Für harten Rock und entblößte Körperteile ist auch er hier bekannt. David Lee Roth, mit Unterbrechungen bis heute der Frontmann der Band Van Halen (hier bei einem Konzert im Jahr 1979).

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(Foto: Picasa; Herbert Hauke/München Verlag)

Doch nicht nur wilde Männer standen auf der Bühne des Circus Krone. Nina Hagen, die für ihre provokante Art bekannt ist, schockte das Publikum in den Achzigern, indem sie... nun ja.

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(Foto: Picasa; München Verlag, Herbert Hauke)

Möglich machten und machen all diese Konzerte auch heute noch der ehemalige Buchhalter des Circus Krone, Hans Schulz, und sein Nachfolger, Veranstaltungsdirektor Georg Klötzing. Wäre Schluz nicht auf die Idee gekommen, den Bau des Circus Krone im Sommer für Konzerte zu nutzen, wäre München um einige legendäre Auftritte und Anekdoten ärmer. Herbert Hauke, Arno Frank Eser: "Manege frei für Rock'n'Roll. Legendäre Rockgeschichten aus dem Circus Krone." München Verlag, 148 Seiten, 19,95 Euro.

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