Bilanz zum Herbstbeginn:Der heißkalte Sommer

Rekordhitze im August, ansonsten Regen: Die schönsten Wochen des Jahres sind für viele ins Wasser gefallen, andere jedoch haben von der Witterung profitiert. Eine Bilanz zum Herbstbeginn.

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(Foto: dpa)

Was war das für ein Sommer: ein Pudelmützen-Juli, dann ein glutheißer Endspurt im August. Pfützenspringen statt Party am Isarufer, Museumsmarathon statt Biergartenbesuch - die Münchner mussten sich in den vergangenen drei Monaten schon einiges einfallen lassen, um dem Sommer eine gute Seite abzugewinnen. Und schon ist er wieder vorbei - zumindest offiziell. Denn für Meteorologen beginnt am 1. September der Herbst. Ein Rückblick auf die schönsten Wochen des Jahres. Späte Rekorde: Die Meteorologin Gisela Böllmann, Metereologin vom Deutschen Wetterdienst in München, hat für diesen Sommer gleich mehrere Besonderheiten vermerkt. Obwohl es im Juni fast täglich geregnet hat, war der Monat trotzdem zu trocken - bis es Ende Juni das große Unwetter gab, das den Sommermonat schlagartig als zu nass eingestuft hat. Der Juli war mit durchschnittlich 17,1 Grad Celsius um 1,6 Grad zu kalt, und auch die Sonnenstunden waren weniger als in den Vergleichsjahren. "Biergartenwetter war das nicht." Einen Rekord hat der August aufgestellt: An fünf aufeinander folgenden Tagen wurden mit Temperaturen von mehr als 30 Grad neue Rekorde aufgestellt. "Der folgende Temperatursturz vom 26. auf den 27. August um 17 Grad ist ebenfalls äußert ungewöhnlich gewesen", erzählt die Meteorologin weiter. "Er geschah nämlich lautlos, ohne jegliches Gewitter. Das kommt nicht oft vor." Laura Martin

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(Foto: Robert Haas)

Hohe Verluste: Die Open-Air-Kinos Hartmut Senkel hat eine gute Formel gefunden, um das Jahr positiv für sich abzuschließen: "Es war Open-Air-Kino für Ruhm und Ehre." Noch nie habe er von Gästen so viel Anerkennung und Begeisterung zurückbekommen wie bei dem in diesem Jahr erstmals ausgerichteten Open-Air-Kino im alten Viehhof des Schlachthofs. Nur waren es eben nicht genug Gäste. Auf einem Minus "von 20.000 bis 30.000 Euro" wird Hartmut Senkel sitzen bleiben - obwohl er die Saison im August noch spontan um zwei Wochen verlängert hat. Diesen Schritt haben auch die Betreiber der beiden Open-Air-Kinos im Westpark und am Olympiasee gewagt. Sie machen nun noch bis zum 11.September weiter. Und auch Hartmut Senkel lässt sich nicht entmutigen: Im kommenden Jahr wird es wieder ein Open-Air-Kino im Viehhof geben, sogar mit längerer Saison. Egal, wie das Wetter wird. Sebastian Krass

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(Foto: lok)

Minus beim Eis: Der Reichenbach-Kiosk Eigentlich waren die Voraussetzungen gut: Auf der anderen Brückenseite sind nach der Isar-Renaturierung neue Sitz- und Liegeflächen entstanden. An einem Produkt aus dem Sortiment hat Harald Guzahn das auch gemerkt: In seinem Kiosk an der Reichenbachbrücke ging dieses Jahr Sonnenmilch besser als sonst. An den schönen Tagen, die es gab, waren offenbar mehr Sonnenanbeter unterwegs. Aber an Guzahns Fazit des Sommers ändert das nichts: "Letztes Jahr war es schlecht, dieses Jahr sehr schlecht." Besonders merkt er das an den Umsätzen mit Eis und Bier. 2010 war es ein Minus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, für dieses Jahr kann er es noch nicht genau beziffern. Aber wenn wieder ein guter Sommer kommt, werden nicht nur Eis und Bier gut weggehen, sondern auch noch mehr Sonnenmilch. Sebastian Krass

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(Foto: Stephan Rumpf)

Warten auf Kunden: Der Rikschafahrer Christoph Treptow mag die Hitze - für seinen Beruf und sein Wohlbefinden. Wenn der Asphalt am Marienplatz brennt, die Stadtluft in den Einkaufsstraßen staubt, dann fahren viele Touristen mit ihm auf der Rikscha (auf dem Foto: Rikschafahrer Daniel Iglhaut) hinaus ins Grüne, zum Beispiel in den Englischen Garten. Leider gab es diesen Sommer zu wenig heiße Tage, findet er. "Die vielen Regentage habe ich schon gemerkt. Gut waren Juni und Juli, danach ist das Geschäft eingebrochen." Normalerweise hat Treptow zehn bis 15 Kunden am Tag und verdient rund 100 Euro. Aber an schlechten Tagen wartet er auch mal drei Stunden auf Kundschaft. Erst die letzten Augusttage lassen bei ihm wieder Hoffnung aufkeimen: "Schön wäre, wenn der Sommer bis zum Oktoberfest bliebe, danach fahre ich in den Urlaub." Andreas Spengler

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(Foto: Catherina Hess)

Drinnen statt draußen: Die Schwimmbäder Nur die Hartgesottenen sind trotz Regens in die Freibäder gegangen: Sportliche Schwimmer und Stammgäste haben die Bäder den ganzen Sommer über genutzt, der Großteil der anderen Besucher blieb jedoch aus. "Insgesamt hatten wir im Juni und Juli deutlich niedrigere Besucherzahlen als in einem normalen Sommer", sagt Stadtwerke-Pressesprecherin Bettina Hess. Ende Juli waren es gut ein Drittel weniger Freibadgäste als in einem sonnigeren Jahr. Die warmen Tage im August konnten aber das Minus von 300.000 Besuchern auf ein Minus von rund 100.000 Besuchern reduzieren. "Dafür haben wir einen Besucherzuwachs in den Hallenbädern verzeichnen können", so Hess. Laura Martin

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(Foto: Claus Schunk +49 1716039668)

Auf und davon: Das Reisebüro Regentage sind Last-Minute-Tage. "Sobald Regenwolken da waren, begann sofort die Nachfrage", erzählt Ralf Haberkorn vom Reisebüro Grenzenlos Reisen. "Wir bemühen uns dann, noch schnell etwas Günstiges zu finden." Die meisten Kunden kennt Haberkorn seit Jahren, oft überlassen sie ihm die Details. "Meistens hieß es: Eigentlich wollte ich nicht weg, aber ich brauche dringend Sonne. Den Rest überlassen die Kunden dann uns." (Auf dem Foto ist Sibylle Hainz, die Leiterin eines Reisebüros in Oberhaching. zu sehen.) Laura Martin

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(Foto: dpa)

Alles oder nichts: Die Biergärten Petra Vogler ist ja Einiges gewöhnt: Sonnenschein, strömender Regen, Tausende Besucher oder leere Bierbänke (Foto: Biergarten am Seehaus). Das tägliche Spiel mit dem Wetterbericht ist längst Routine für die Chefin des Augustiner-Kellers. "Wir müssen flexibel bleiben. Unsere Kellner stehen auf Abruf", sagt sie. Der Sommer 2011 lässt die Münchner Biergarten-Wirte nicht in Jubelstürme ausbrechen, aber unterm Strich ist die Bilanz nicht so schlecht. "Es war zwar sehr nass, aber es gab fast keinen Tag, an dem der Biergarten nicht offen war", sagt Vogler. Die heißen Tage der vergangenen Wochen drückten die Bilanz noch einmal nach oben, meint auch Aumeister-Wirt Thomas König: "Es war ein durchschnittlicher Sommer, der sich durch den schönen August relativiert hat." Kevin Hagen

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(Foto: Peter Bauersachs)

Schwitzen statt frieren: Die Saunen Die Sommermonate zählen sie in der Saunalandschaft der Therme Erding (Foto) schon gar nicht mehr zur Saison. In diesem Jahr ist das anders: "Da sind Ferien und schlechtes Wetter zusammengekommen, das hat man deutlich gemerkt", sagt Julia Klante von der Therme. Mehr als 36.000 Menschen kamen zum Schwitzen - im Vorjahr waren es nur etwas über 22.000. Die Stadtwerke München melden für ihre Sauna-Angebote ebenfalls deutlich höhere Besucherzahlen als im Vorsommer, teilweise 70 Prozent mehr. Ähnlich geht es den Betreibern von Bräunungsstudios: Auf einer Skala von 1 bis 10 gibt ein Mitarbeiter der Sonnenstudios Münchner Freiheit diesem Sommer eine 7,5. Das Vorjahr bekommt nur eine 6,5. Dabei geht es natürlich auch um die Zahl der Besucher, betont er. "Für mich persönlich bekommen beide eine 10, ich habe immer Spaß im Sommer." Anja Perkuhn

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(Foto: Robert Haas)

Regen ein Segen: Das Deutsche Museum Für das Deutsche Museum war der Sommer ein Segen. Die Besucherzahlen sind noch nicht ausgewertet, doch schon jetzt ist klar: Das Regenwetter trieb besonders viele Besucher ins Museum, an Spitzentagen im August bis zu 9000. "In den Ferien haben wir generell mehr Besucher. Dieses Jahr war es besonders gut", sagt Bernhard Weidemann von der Pressestelle. Im Innenhof des Museums wurde sogar ein zusätzliches Kassenhäuschen aufgestellt. "Mich freut es, wenn unser Haus gut besucht ist. Aber es wäre schön, wenn sich die Besucher besser über das Jahr verteilen würden", sagt Weidemann. Andreas Spengler

© SZ vom 01.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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