Bewerbung erfolgreich:Europa zu Gast in Fröttmaning

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Fußball live in München: Die Spiele der Europameisterschaft 2016 (hier: Deutschland gegen Italien) wurden teils im Olympiastadion übertragen. (Foto: Johannes Simon)

Der DFB will München als Spielort, sollte Deutschland die Fußball-EM 2024 bekommen

Von Heiner Effern

München wird eines oder mehrere Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2024 austragen, sofern Deutschland den Zuschlag erhält. Das hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag bekannt gegeben. Eine Überraschung ist das nicht, die Landeshauptstadt gehörte mit der modernen Arena in Fröttmaning zu den Favoriten. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist sich sicher, dass München eine tolle Atmosphäre bieten könnte. "Das haben wir bei einer Vielzahl von Großveranstaltungen - vor allem natürlich während der Fußball-WM 2006 und dem Champions-League-Finale 2012 - eindrucksvoll unter Beweis gestellt." Auch Bürgermeister Josef Schmid (CSU) sieht das so: "Fußball gehört zu München, wie die Frauenkirche oder das Oktoberfest. Deswegen freue ich mich, dass München möglicher Spielort für die EM 2024 sein soll."

Sollte sich der DFB beim Ringen um die EM gegen die Türkei, die einzige Gegenkandidatin, durchsetzen können, wäre München innerhalb von vier Jahren zweimal Spielort einer kontinentalen Meisterschaft: Im Jahr 2020 findet die EM in mehreren Ländern statt, auch in Fröttmaning sind Spiele angesetzt. München hatte sich dabei aber nur um ein Paket mit Vorrundenspielen beworben, weil man schon die Europameisterschaft 2024 im Hinterkopf hatte. Über deren Vergabe entscheidet die Europäische Fußball-Union (Uefa) in einem Jahr. Welche Spiele im Falle eines Zuschlags in welchem der zehn deutschen Austragungsorte stattfinden, will der DFB in den kommenden Monaten festlegen. Sportbürgermeisterin Christine Strobl (SPD) bringt wie OB Reiter die Stadt als prominenten Standort ins Spiel: "In München ist die Fußball-Begeisterung sehr groß, eine tolle Kulisse bei den Spielen ist also garantiert. Außerdem hat die Sportstadt München viel Erfahrung mit großen Fußballturnieren."

So groß die Begeisterung bei SPD und CSU ist, so kritisch sieht die Opposition die EM-Bewerbung. Die 17 Millionen Euro, die das Rathausbündnis aus SPD und CSU zusammen mit den Grünen dafür bereitgestellt hat, seien schlecht investiert, kritisierten FDP, ÖDP, Freie Wähler und die Linke. Denn die Uefa stehe wie viele internationale Sportverbände für Intransparenz und unsaubere Geschäfte. ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff hätte eine Ablehnung der Bewerbung im Stadtrat für das richtige Signal gehalten. Die Uefa solle mit ihrem Turnier "in die Provinz gehen oder in die Türkei Erdogans". Noch deutlicher machte Ursula Sabathil (Freie Wähler) ihrem Unmut Luft. Eine "Saubande" sei die Uefa, erregte sie sich, nicht ohne den Ausdruck gleich wieder zurückzunehmen, wenn man so etwas nicht öffentlich sagen dürfe.

Auch in der SPD findet man den Auftritt der Uefa nicht immer gut, doch die Vorteile einer EM in München gaben den Ausschlag. Dabei hat man im Rathaus nicht nur den wirtschaftlichen und touristischen Nutzen im Sinn, sondern auch die Wirkung eines solchen Großereignisses auf die Jugend. "Leistungssport ist mehr als ein Spektakel zum Zuschauen. Er fasziniert Kinder und Jugendliche, macht sie neugierig - und kann den einen oder die andere im besten Fall motivieren, selbst mehr Sport zu machen", sagt Sportreferentin Beatrix Zurek.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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