Betrunken oder berauscht:Leichenwagen vermisst

Fahrer weiß nach Mittagessen nicht mehr, wo Auto mit toter Frau steht

Es sollte eigentlich eine professionelle und vor allem pietätvolle Überführung einer Verstorbenen von Italien nach Niederschlesien in Polen werden. Doch auf halbem Weg in München ging etwas schief: Der 24-jährige Fahrer fand nach dem Mittagessen am Sonntagnachmittag seinen Leichenwagen nicht mehr. Zunächst suchte er offenbar alleine, erfolglos. Kurz nach 16 Uhr schaltete dann eine Mitarbeiterin des polnischen Bestattungsunternehmens die Münchner Polizei ein: Irgendwo "in Bahnhofsnähe" müsse ein schwarzer Mercedes Vito mit polnischem Kennzeichen und weißen Gardinen stehen. Der Fahrer jedenfalls erinnerte sich überhaupt nicht mehr daran, wo er den Leichenwagen abgestellt hatte, zwischenzeitlich vermutete er auch, das Auto könnte irgendwo am Platzl stehen. Überhaupt zeigte sich der Mann nach Polizeiangaben wenig kooperativ bei der Suche und verhielt sich auffällig. Ob Alkohol oder andere Rauschmittel zu der Gedächtnislücke beigetragen hatten, blieb zunächst offen.

Mit einer Öffentlichkeitsfahndung über Presse und soziale Netzwerke suchte die Münchner Polizei am Montag nach dem Auto und der darin aufgebahrten Toten. "So leicht kann man das Auto eigentlich nicht übersehen", sagte ein Polizeisprecher. Und tatsächlich: Bereits am Montagmittag meldete sich ein aufmerksamer Passant bei der Polizei. Er hatte den vermissten Leichenwagen entdeckt. Freilich keineswegs in Bahnhofsnähe - das Auto stand an der Ecke Kapuziner- und Isartalstraße. Ein Ersatzfahrer sollte den Wagen und die Verstorbene nach Polen bringen. Den Kraftfahrer, der das Auto verloren hatte, ließ die Münchner Polizei nicht mehr ans Steuer.

© SZ vom 10.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: