Betrug mit Solaranlagen:Mickrige Module

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Auf einem Einfamilienhaus wird eine Photovoltaikanlage installiert. (Foto: picture alliance / dpa)

Ein Unternehmer-Ehepaar aus Grünwald soll Kunden kleinere Solaranlagen als versprochen montiert und sie so um fast 370.000 Euro betrogen haben. Nun müssen sich die beiden in München vor Gericht verantworten. Für den Mann ist es nicht das erste Mal.

Von Christian Rost

Wer sich eine Photovoltaikanlage aufs Hausdach setzen lässt, wird kaum auf die Idee kommen, jedes Modul nachzumessen. Dabei könnte sich durchaus Überraschendes ergeben: Ein Unternehmer-Ehepaar aus Grünwald soll in 49 Fällen Kunden kleinere Anlagen als bestellt geliefert haben oder Solarzellen mit einer niedrigeren Leistung als versprochen. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden in Höhe von 367.684 Euro aus.

August und Katrin S. müssen sich seit Dienstag vor der sechsten Strafkammer am Landgericht München I wegen Betrugs verantworten. Für den 62-jährigen Mann ist das keine Premiere - er hat bereits 19 Einträge im Bundeszentralregister. Über drei Firmen soll das Paar die minderwertigen Photovoltaikanlagen von August 2007 bis Oktober 2009 vor allem in Südbayern vertrieben haben.

Vertriebsmitarbeiter des Unternehmerpaares sprachen gezielt Hauseigentümer in München, Dachau, Puchheim, Wildsteig, Fischbachau, Erding, Tutzing, Friedberg und vielen anderen Orten an und warben für die Solarstromanlagen. Kam es zu einer Bestellung, mussten die Kunden noch vor Lieferung und Montage 95 Prozent des Kaufpreises entrichten.

In ihren Angeboten hätten die Angeklagten bewusst wahrheitswidrig eine höhere Spitzenleistung der Anlagen angegeben, so die Staatsanwaltschaft. Die Leistungsdifferenz ergab sich, weil entweder die Solarmodule von minderer Qualität waren oder letztlich eine geringere Anzahl von Modulen montiert wurde. Schon die geleisteten Anzahlungen der Kunden überstiegen demnach den tatsächlichen Wert der Anlagen bei weitem.

Unbemerkt wieder abtransportiert

Damit den Kunden der Schwindel nicht gleich auffiel, sollen die Angeklagten zum Beispiel in einem Fall in Puchheim zunächst die korrekte Anzahl der bestellten Solarmodule geliefert haben - um kurz darauf einen Teil davon unbemerkt wieder abtransportieren zu lassen. Schaden: 4500 Euro. In Friedberg stießen die Ermittler auf einen Fall, in dem das Hausdach offenbar vorsätzlich falsch vermessen worden war: Schaden 8300 Euro. Und in Rosenheim sollten 40 Module auf ein Dach geschraubt werden, tatsächlich waren es nur 36. Als der Hauseigentümer dies monierte, blieb die versprochene Rückzahlung von 4800 Euro aus.

Mit den mutmaßlichen Betrügereien des Paares haderte einer ihrer Außendienstmitarbeiter, der schließlich die Staatsanwaltschaft informierte. Das Landgericht arbeitet die Fälle nun auf, wobei die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Joachim Eckert den Angeklagten nach einem Rechtsgespräch ein Angebot unterbreitete: Wenn sie nur acht der angeklagten Fälle mit einem Schaden von 79 000 Euro gestehen (die anderen Fälle werden eingestellt), bekommen sie noch Bewährungsstrafen.

August S. könnte mit einer zweijährigen Freiheitsstrafe rechnen, die auf vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt würde. Zudem soll er 360 Tagessätze Geldstrafe zahlen. Katrin S. bekäme ein Jahr Freiheitsstrafe, auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 04.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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