Betrug beim Volksgarten:Volkstheater zeigt Wirte an

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Das Volkstheater hat Anzeige gegen den "Volksgarten" erstattet. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein bodenständiges Wirtshaus haben sie in ein Szene-Lokal verwandelt: Den Betreibern des Volksgartens ist ein Imagewandel gelungen - dabei haben sie auch von den Veränderungen am Volkstheater profitiert. Wie sich jetzt zeigt womöglich sogar mehr, als ihnen zusteht. Die Stadt wirft den Betreibern Untreue und Betrug vor: "Es geht nicht um kleine Beträge."

Von Franz Kotteder

Am Sonntag in zehn Tagen feiert das Münchner Volkstheater sein traditionelles Sommerfest zum Ende der Spielzeit. Das ist jedes Jahr wieder ein gut besuchtes Ereignis, bei dem das Theater und die angeschlossene Gastronomie, das Café und Restaurant "Volksgarten", ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen können. Insbesondere für das Lokal ist so ein rauschendes Fest mit vielen Gästen natürlich recht lukrativ.

In diesem Jahr dürfte die Feierfreude zumindest empfindlich getrübt werden. Denn der "Volksgarten" steht unter dem Verdacht, das Theater hintergangen zu haben. So ist zumindest aus Kreisen des Aufsichtsrates der städtischen Münchner Volkstheater GmbH zu hören, die Staatsanwaltschaft ermittle gegen die beiden Betreiber der Gaststätte. Anscheinend sollen sie über einen längeren Zeitraum hinweg und "auf breiter Front" mit dem Pachtherren, der Volkstheater GmbH, falsch abgerechnet haben.

Die Stadtspitze hüllt sich zu den Vorfällen mit Hinweis auf laufende Ermittlungen weitgehend in Schweigen. Vier dürre Zeilen verkündeten am Mittwoch lediglich, dass das Volkstheater Strafanzeige gestellt habe. "Auf Veranlassung des Aufsichtsratsvorsitzenden Hep Monatzeder", heißt es in der Mitteilung, "hat die Geschäftsführung der Münchner Volkstheater GmbH die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug eines Vertragspartners zu Lasten der Münchner Volkstheater GmbH."

Der Dritte Bürgermeister Hep Monatzeder sagte auf Nachfrage, er könne wegen des schwebenden Verfahrens keine näheren Auskünfte geben. Er lässt sich nur einen Satz entlocken: "Es handelt sich um keine kleineren Beträge, sondern um größere." Auch im Kulturreferat, das innerhalb der Stadtverwaltung für das Volkstheater zuständig ist, verweist man auf laufende Ermittlungen und hält sich deshalb bedeckt.

Ginge es um eine kleinere Summe, würde wohl auch kaum die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden, heißt es aus Kreisen des Aufsichtsrats. Offenbar wurden über einen langen Zeitraum hinweg systematisch Einnahmen, die dem Theater zustanden, vom "Volksgarten" nicht ordnungsgemäß abgerechnet. Dies könnte auch der Grund sein, warum derzeit noch niemand eine genaue Summe nennen will. Die Staatsanwaltschaft konnte am Mittwoch noch keine näheren Angaben zu den Vorwürfen machen.

Die beiden Betreiber, die den "Volksgarten" in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts führen, waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch im "Volksgarten" ging niemand ans Telefon. Der "Volksgarten" hat mit Beginn der Intendanz von Christian Stückl im Herbst 2002 am Volkstheater die Gastronomie übernommen; die Betreiber hatten zuvor die "Kostbar" geführt. Ihnen war es gelungen, dem Theaterlokal, das früher ein eher bodenständiges Wirtshaus war, ein neues Image zu verpassen und dabei auch vom frischen Wind im Theater zu profitieren - womöglich mehr, als ihnen zustand.

© SZ vom 11.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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