Besucher-Run:Ansturm auf Pinakothek der Moderne

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Am Wochenende soll die Viertelmillion-Grenze überschritten werden - Museumschef Baumstark muss Personal aus anderen Häusern holen.

Astrid Becker

Kein anderes Museum in Europa hat in den ersten Tagen seit seiner Eröffnung so viele Besucher angelockt wie die Pinakothek der Moderne. Weit mehr als 100.000 Menschen haben den neuen Bau und seine Kunstwerke bereits gesehen.

Maximal 30.000 Besucher am Tag während der Eröffnungswoche, so lautete die Kalkulation. Doch schon am Dienstag kamen 40.000, am Mittwoch 47.000 - Tendenz vorerst: rapide steigend. (Foto: N/A)

Am Wochenende soll die Viertelmillion-Grenze überschritten werden - ein Massenandrang, mit dem niemand gerechnet hat und den das Museum personell kaum mehr bewältigen kann.

Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Reinhold Baumstark, will jetzt sogar auf die Mitarbeiter der Neuen Pinakothek zurückgreifen und dieses Haus deshalb in den kommenden Tagen, zumindest zeitweise, schließen.

Jahreskarte für 100.000ste Besucherin

"Wir freuen uns sehr über diesen überwältigenden Erfolg", sagte Baumstark, während er am Donnerstag mittag mit Kunstminister Hans Zehetmair der 100.000sten Besucherin, Dagmar Kendzia, einen Blumenstrauß, einen Bildband und eine Jahreskarte für alle drei Pinakotheken überreichte.

Die Freude war ihm tatsächlich anzusehen, obwohl der Erfolg auch enorme Probleme mit sich bringt. "Keiner von uns hat mit so vielen Menschen gerechnet." 20.000, maximal 30.000 Besucher am Tag während der Eröffnungswoche, so lautete die Kalkulation. Doch schon am Dienstag kamen 40.000, am Mittwoch erhöhte sich die Zahl auf 47.000 - Tendenz vorerst: weiter rapide steigend.

Mehr als ins Olympiastadion passen

So erfuhr Baumstark, während sich Zehetmair und die 30-jährige Münchnerin noch ein Gläschen Prosecco genehmigten, dass an diesem Tag 70.000 Besucher erwartet werden - also mehr Menschen als in das Olympiastadion passen. Personell ist das kaum zu bewältigen. Schon jetzt arbeiten die Beschäftigten der Pinakothek der Moderne 14 Stunden und mehr am Tag.

Obwohl sogar Aufseher von Fremdfirmen im Einsatz sind, - "ein kleines Heer", wie Baumstark sagt - ist die Zahl der Kräfte bei weitem nicht ausreichend. Baumstark hat daher bereits einen Krisenstab gebildet. "Wir können ja sämtliche Ressourcen der drei Pinakotheken nützen."

Gemeint sind damit die insgesamt 460 festen Mitarbeiter, die teilweise schon jetzt von den anderen beiden Museen abgezogen worden sind, um wenigstens während der Eröffnungswoche das Personal der neuen Pinakothek zu unterstützen. Doch auch ihre Zahl reicht nicht mehr aus.

Neue Pinakothek wird vorübergehend geschlossen

Baumstark hat daher spontan beschlossen, die Neue Pinakothek in den kommenden Tagen zumindest zeitweise zu schließen und deren Mitarbeiter komplett in seinem neuen Museum einzusetzen. Entsprechende Hinweise will er durch Tafeln, Plakate und Meldungen in den Medien verbreiten lassen.

Doch damit ist das Problem nicht gelöst. Denn auch die langfristigen Besucherzahl-Prognosen müssen nach derzeitigem Kenntnisstand nach oben korrigiert werden. Baumstark: "Die Zahlen werden sich sicher in der nächsten Zeit halbieren, aber von 20.000 am Tag können wir künftig ausgehen."

Zum Vergleich: Die Tate Modern in London zog bei ihrer Eröffnung im vergangenen Jahr "nur" 35.000 Besucher am Tag an. Es dauerte sechs Wochen, bis dort die Million-Grenze erreicht war. In der Pinakothek der Moderne ist man nun aber sicher: "So wie's aussieht, werden wir die Tate um Längen schlagen."

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