Besuch der Bischöfe:Partner auf Augenhöhe

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Zusammen mit Kardinal Reinhard Marx feierten die Bischöfe aus Ecuador einen Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche und unterzeichneten bei ihrem Besuch in München eine Partnerschaftsvereinbarung. (Foto: Robert Haas)

Erzbistum unterstützt soziale Arbeit der Kirche in Ecuador

Von Marco Wedig

Der Kardinal schaute verdutzt. "Früher hatten wir doch immer diese deutschen und ecuadorianischen Fähnchen hier stehen", sagte Reinhard Marx und deutete auf die Stehtische. Von den Fähnchen keine Spur - und das ist nicht das Einzige, das sich in der Beziehung zwischen dem Erzbistum München und Freising sowie dem Partnerland Ecuador geändert hat.

Schon seit der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils besteht diese Partnerschaft, also seit 55 Jahren. Erzbischof Julius Döpfner knüpfte die ersten Kontakte. Damals ging es vor allem um soziale Hilfe. Die wird zwar auch heute noch geleistet, doch rückt der Austausch nun in den Vordergrund. Dies galt es zu bekräftigen. So trafen sich am Dienstag rund 20 ecuadorianische Bischöfe mit Vertretern des Erzbistums München und Freising, um eine Partnerschaftsvereinbarung zu unterzeichnen.

Bevor er gemeinsam mit Luis Cabrera, dem Erzbischof von Guayaquil, seinen Namen unter die Vereinbarung schrieb, sprach Marx über falsch verstandene Globalisierung. Diese lasse politische, soziale und ökologische Kosten außer Acht. Erst Anfang September war Marx nach Ecuador gereist, wo er die Folgen ausbeuterischen Bergbaus zu Gesicht bekam.

Direkt Bezug nehmend auf die zweite Enzyklika von Papst Franziskus sagte Marx: "Das Haus der Schöpfung ist nicht so aufgebaut, dass sich einige die guten Zimmer aussuchen dürfen und die anderen im Kohlenkeller zurückbleiben."

Luis Cabrera nannte drei Punkte, die ihm im Rahmen der Partnerschaft wichtig seien: Brüderlichkeit, Solidarität und eine transparente und effiziente Kooperation.

Marx wiederum bekräftige, dass das Verhältnis nicht paternalistisch, sondern auf Augenhöhe gepflegt werden müsse - auch wenn die Finanzmittel größtenteils aus München kommen. Mit jährlich rund zwei Millionen Euro unterstützt das Erzbistum München und Freising die pastorale und soziale Arbeit der Kirche in Ecuador, zum Beispiel den Bau von Schulen, Sanitätsstationen oder Gemeindezentren.

Anders als die deutsche Kirche könne die ecuadorianische nicht auf Steuereinnahmen zurückgreifen, sagte Sebastian Bugl, Leiter der Abteilung Weltkirche. Die Hilfszahlungen werden daher wohl eine Weile weiterlaufen, festgeschrieben sind sie in der Partnerschaftsvereinbarung nicht. Vielmehr sollen Programme wie der Freiwilligendienst gestärkt werden. Zwölf Stellen bietet das Erzbistum München und Freising derzeit in Ecuador an. Sechs Ecuadorianer kommen im Gegenzug nach München. Dieser Austausch jenseits der Bischofsebene, das soll die Zukunft sein.

Eduardo Castillo, Weihbischof von Portoviejo, zeigte sich bei dem Besuch sehr angetan von der Institution des Diözesanrats. Solch eine gewählte Vertretung des Kirchenvolkes gibt es in der Kirche Ecuadors nicht. Doch wer weiß, ob die neue Partnerschaftsvereinbarung nicht einen Anstoß dazu geben kann.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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