Bessere Chancen:Früh übt sich

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Die Stadt fördert die Integration schon in den Kitas

Manchmal geht es leicht. Manche Mütter haben kein Problem, ihr Kind in einer Krippe abzugeben. Sie bringen es in der Früh, drücken es der Erzieherin in die Hand und freuen sich, nun ein paar Stunden für sich zu haben, etwa um einen Integrationskurs zu besuchen. Andere wiederum haben Vorbehalte. "Das kommt immer darauf an, aus welchem Kulturkreis die Familie kommt", sagt Marlene Kelch, die für die gut 430 städtischen Kindertagesstätten verantwortlich ist. Menschen aus Afrika etwa seien gewohnt, dass das ganze Dorf ein Kind erziehe. Eine Krippe ist für sie etwas Selbstverständliches, auch wenn man glauben möchte, dass Eltern ihre Kinder nach den Erfahrungen auf der Flucht am liebsten gar nicht mehr hergeben wollen. Alle Familien eint der Wunsch nach Normalität. Und das Bestreben, ihren Kindern das bestmögliche Leben zu bieten. Die Stadt München hat deshalb schon vor einiger Zeit ihre Anstrengungen intensiviert. Deutsch lernen und Bildung beginnt nicht erst in der Schule, sondern viel früher. In der Kita können die Kinder nicht nur leichter die Sprache lernen, die Einrichtungen bieten auch ein kindgerechteres Umfeld als die Unterkünfte.

Für 2016 rechnet das Sozialreferat damit, dass 7900 Flüchtlinge nach München ziehen werden, jeder zehnte von ihnen ist jünger als sechs Jahre. Wie viele Kinder tatsächlich einen Betreuungsplatz haben oder brauchen, lässt sich nicht sagen. "Wir erfassen das Merkmal ,Fluchterfahrung' nicht explizit", sagt Claudia Janke, Leiterin der Elternberatungsstelle. Das wäre in Hinblick auf die Chancengleichheit nicht wünschenswert. Eine besondere Unterstützung erhalten die Familien dennoch. Pädagogische Fachkräfte wie Pascale Tixier-Habermann veranstalten Elterntreffen in den Unterkünften - das sind richtige Großevents, mit Mitarbeitern der Sozialdienste, vielen Dolmetschern und den Familien, von denen nicht nur die Eltern teilnehmen, sondern oft auch Tanten, Onkel oder Cousins. Die Elternberaterinnen klären über das Angebot auf und helfen bei der Anmeldung im Kita-Finder, der Internetplattform, die Plätze in den Kitas vermittelt.

Besondere Kontingente für Flüchtlingskinder gibt es in München nicht. "Wir achten aber darauf, dass nie ein Kind alleine in eine Einrichtung kommt, so dass mehrere Familien gemeinsam ihre Kinder bringen können", sagt Tixier-Habermann. Im Westen Münchens gibt es ein spezielles Programm, die "Drop-in"-Kita. Am Ravensburger Ring können Eltern ihre Kinder am Nachmittag vorbeibringen, um die Einrichtung und andere Familien kennenzulernen. Die Stadt würde das Angebot gerne ausbauen - dazu bräuchte sie allerdings mehr Personal.

© SZ vom 08.12.2016 / mest - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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