Besondere Berufe:Großartige Inszenierung

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Eine Kastellanin und der Leiter des Englischen Gartens erzählen

Von Evelyn Vogel

Wer so viele Schlösser, Burgen und Residenzen zu verwalten hat wie die bayerische Schlösserverwaltung, benötigt Menschen, die sie betreuen. Dazu zählen die Kastellane, deren Funktion als Aufsichtsbeamte einer Burg oder eines Schlosses sich vom Frühmittelalter an herausgebildet hat. Birgit Beckler ist eine Kastellanin und zuständig für die Residenz in Ellingen, die zur Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach gehört. Die 49-Jährige ist im Schatten des Schlosses aufgewachsen und kann sich kaum einen schöneren Job vorstellen. "Das Schloss war für mich schon als Kind immer präsent, es war der Mittelpunkt der Stadt und ich fühlte mich ihm früh verbunden", erzählt sie.

Angefangen hat Beckler vor zehn Jahren als Schlossführerin. Seit April 2016 ist sie die Kastellanin von Schloss Ellingen und sorgt mit vier Mitarbeitern dafür, dass vom Keller bis zum Dach alles in Ordnung ist. 20 Prunkräume kann man in der mittelfränkischen Residenz besichtigen. Beckler betreut nicht nur die Schlossbesucher und organisiert die Führungen durch die Prunkräume, sie kümmert sich um alle Verwaltungsabläufe, sorgt sich mit den Handwerkern um die Technik und mit dem Reinigungspersonal um die Sauberkeit des Hauses. Kastellane sind also einerseits die Schlüsselverwahrer eines Schlosses, andererseits aber auch Hausmeister und letztlich: Mädchen für alles.

Von A wie Ansbach bis W wie Würzburg reicht nicht nur die Liste der Schlösser, sondern auch die der Gärten, die die Schlösser-, Gärten- und Seenverwaltung zu betreuen hat. Die größte Gartenanlage von allen ist natürlich der Englische Garten in München, der mit den dazugehörigen Maximiliansanlagen, dem Hof- und Finanzgarten 427 Hektar misst, das sind sagenhafte 4,27 Millionen Quadratmeter! Damit ist der Englische Garten eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt. Größer als der Central Park in New York und der Hyde Park in London.

Zuständig für dieses riesige Gartenreich ist Bernd Rogge. Der 58 Jahre alte Gärtner, der aus Nordhessen stammt und auf der Kasseler Wilhelmshöhe seine Ausbildung absolvierte, arbeitet seit mehr als 25 Jahren bei der Schlösserverwaltung. Lange betreute er die Seen. Die Wiederherstellung der Roseninsel im Starnberger See fiel in seine Zuständigkeit. Seit 13 Jahren sorgt er sich um den Englischen Garten und kommt sofort ins Schwärmen, wenn man ihn nach den Besonderheiten dieses Landschaftsparks fragt. Rogge wirkt fast wie ein Ideengeber für Peter Greenaways Film "Der Kontrakt des Zeichners", wenn er über das wechselnde Bühnenbild eines Landschaftsgartens, seine Inszenierung, Perspektiven und Staffage spricht. Der Monopteros ist sein Lieblingsort, "weil von dort das Zusammenspiel zwischen Garten und Stadt so gut wirkt". Für ihn besonders wichtig ist, "die von Menschenhand gemachten Gärten als Denkmäler zu behandeln". Darum kümmert er sich Tag für Tag. Über seinen Job sagt er: "Mein Beruf ist meine Berufung."

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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