Berichte von Betroffenen:"Hoffen, bangen, zittern"

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Wie SZ-Leser das Wochenende im Erdinger Moos erlebt haben

Zehntausende Menschen saßen am Samstag und Sonntag am Münchner Flughafen wegen der Sicherheitspanne in Terminal 2 fest. Für viele begann der Urlaub verspätet oder gar nicht, Hunderte mussten auf Klappbetten übernachten.

SZ-Leser haben aufgeschrieben, wie sie das Chaos erlebt haben. Christine M. zeigt sich entsetzt über das Chaos: "Wir standen schon vier Stunden in der Warteschlange am Service-Schalter zur Umbuchung. Vor uns eine 85-jährige Britin mit ihrem behinderten Sohn. Ich bin mehrfach in die Lufthansa-Stelle für unbegleitete Kinder und ältere Personen und habe gebeten, dass man die schwer atmende Dame aus der Schlange holt oder ihr zumindest einen Stuhl gibt. Die Frau ist dann kollabiert und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen, wieder fühlte sich außer den Mitreisenden niemand zuständig. Nur eine Stunde später die fast identische Situation: Eine alte Dame kämpft wieder mit dem Stehen in der Schlange, wieder muss man bitten, einen Stuhl rauszugeben, dieses Mal mit Erfolg. Dafür standen Mütter mit wenige Wochen alten Neugeborenen und kleinen Babys weiter stundenlang in den Schlangen, ohne dass sich jemand gekümmert hat."

Monica H. ärgert sich darüber, dass die Gepäckannahme am Samstagvormittag für den Flug über Zürich nach Rio de Janeiro erst lange nicht und dann nur kurz offen war: "Wir blickten immer auf die Anzeigetafel. Der geplante Abflug von LH2368 verschob sich. Zwischendurch versuchten wir immer wieder, am Gepäckautomat unsere Koffer abzugeben. Vielleicht wurde doch die Kofferabgabezeit verlängert. Laut Anzeigetafel startete unser Flieger doch erst in mehr als eine Stunde. Aber es kam immer eine Fehlermeldung, wonach wir uns zum Service-Schalter begeben sollen." Die Familie konnte ihr Gepäck nicht aufgeben, der Flieger startete ohne sie.

Jörg Schwarz hat seine Kinder zum Flughafen gebracht, die zu Oma und Opa nach Griechenland flogen: "Die Kinder einzuchecken erwies sich als Ritterkreuzauftrag. Es erwartete uns, obwohl wir drei Stunden früher da waren, eine 100 Meter lange Schlange. Gott sei Dank war das Personal am Kinderschalter freundlich und hat uns eingecheckt. Natürlich hat sich der Abflug um 1,5 Stunden verschoben."

Daniela H. und ihre Kinder stiegen auf den Zug um, als ihr Flug, der sie an die deutsche Nordseeküste bringen sollte, annulliert wurde: "Wir sitzen auf Koffern: hoffen, bangen, zittern. Die Kinder immer unglücklicher. Irgendwann die Gewissheit. Eine Durchsage folgt: Alle innerdeutschen Flügen werden umgebucht. An vier Schaltern! Wir entscheiden uns, zum Hauptbahnhof durchzustarten und verbringen die nächsten Stunden eingeklemmt im Gang zwischen Koffern und Kindern. Die stehende Zugfahrt nach Hamburg war kein Spaß."

Der Mann von Ilaria Mattoni wollte am Samstagnachmittag nach Barcelona fliegen: "Um 13.30 Uhr kam eine SMS, dass der Flug annulliert sei. Auf der Homepage der Lufthansa hieß es, dass nach einer Annullierung eine automatische Umbuchung erfolgen würde. Diese erfolgte aber nicht. Weiter hieß es, man könne die Umbuchung auch online machen. Dies war aber nicht möglich. Alternativ könne man ein Service Center kontaktieren. Hier kam jedoch nur die Ansage, dass der Service im Moment überlastet sei. Also begab sich mein Mann zum Flughafen. Dort wartete er von 14.30 bis 23.30 Uhr am Check-In-Schalter. Schließlich erhielt er einen Standby-Platz für die Maschine am Sonntagmorgen um 6.25 Uhr und sein Gepäck wurde eingecheckt. Kurzes Aufatmen. Am Montag ist er um 4.10 Uhr zum Flughafen los. Es gab zehn Plätze, die an wartende Passagier vergeben wurden. Mein Mann hat keinen Platz bekommen. Gut, nun auf Standby für den nächsten Flug um neun Uhr. Der Flug ging aber erst um 11.20 Uhr. Mein Mann hatte diesmal das Glück und konnte mitfliegen.

© SZ vom 31.07.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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