Beim Umräumen:Staub und Kuriositäten

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Das Deutsche Museum nutzt Modernisierung zum Erfassen

Von Franziska Gerlach, München

Ein Museum ist kein Laden, dessen Bestand der Besitzer in schöner Regelmäßigkeit nachzählt. Doch das, was im Zuge der groß angelegten Modernisierung stattfindet, darf guten Gewissens als die größte Inventur in der Geschichte des 1925 gegründeten Deutschen Museums bezeichnet werden. Rund 10 000 Exponate wurden aus den Ausstellungsflächen des ersten Gebäudeteils geräumt, ehe im Herbst 2016 die Umbauarbeiten beginnen konnten. Beim zweiten Bauabschnitt wird sich die Prozedur wiederholen.

Im sogenannten Beräumungsteam sind Profis am Werk: Fanden die Ausstellungsobjekte nicht in einer der Außenstellen des Museums ein neues Zuhause, verstauten Restauratoren, Fotografen und Transporteure diese in einem der Depots, die sich mit einer Gesamtfläche von 35 000 Quadratmetern über ganz Bayern erstrecken. Fotografiert, vermessen, gereinigt, mit einem Barcode ausgestattet und - falls nötig - auch repariert, wurden aber alle Objekte. Eine Almhütte wurde Dachschindel für Dachschindel erfasst, damit sie anschließend wieder originalgetreu aufgebaut werden kann. Und natürlich achtete das Expertenteam auf die "konservatorischen Anforderungen", wie Museumssprecher Gerrit Faust sagt. Etwa bei alten Streichinstrumenten, die nicht zu kühl, aber auch nicht zu warm gelagert werden dürfen.

Früher wurde die Objekte in einem "Eingangsbuch" eingetragen. Aber auch da will man moderner werden. Deshalb erstellen die Museums-Mitarbeiter gerade eine digitale Inventarliste. "Die große Aufgabe ist einen vollständigen und nachvollziehbaren Überblick zu haben", sagt Faust. Zugleich geht es aber auch darum, die Schätze des Technikmuseums in einer weiteren Zweigstelle sichtbar zu machen: dem Internet. Im Jahr 2025 soll die Aufstellung fertig sein, die dann auch detaillierte Objektbeschreibungen bereit stellt.

Schon jetzt aber zeigt sich: Eine Inventur in einem so großen Museum fördert nicht nur ein wenig vom Staub der Jahrhunderte zu Tage, sondern vor allem etliche Kuriositäten. Die schönsten stellen die Mitarbeiter in ihrem Blog als "Depotfund des Monats" vor. Ein historisches Augenmodell aus Elfenbein befindet sich darunter, ein Tischfeuerzeug - oder ein im Jahr 1930 gefertigtes Daumenkino zum Schluckvorgang, für das sich ein Mensch unzählige Male hat röntgen lassen.

Dagegen nimmt sich das Objekt mit der Inventarnummer 1 im Deutschen Museum, das bis heute jährlich 1000 bis 3000 Neuzugänge an Exponaten verzeichnet, beinahe unspektakulär aus: Ein Thermometer, entwickelt von einem Franzosen namens René-Antoine Ferchault de Réaumur.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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