Bei Krause zu Hause:Hausputz mit Harry Potter

Lesezeit: 1 min

Wozu braucht man einen Besen? Okay, zum Fegen. Kindsköpfe spielen damit aber lieber Qudditch

Von Susanne Krause

Kurz nach meinem Einzug in die WG frage ich meinen Mitbewohner, ob wir einen Besen haben. Das verwirrt ihn. Was ich denn damit machen will, fragt er kritisch. Eigentlich ist es selbsterklärend, wozu man einen Besen braucht. Verwirrend wird es erst in einem Fall wie bei Max, der sich beim Aldi-Sonderangebot zurückhalten muss, nicht gleich 14 Stück zu kaufen. Bei 14 Besen ist die Frage, was man damit machen möchte, übrigens angebracht.

Max möchte Quidditch spielen. Muggel-Quidditch. Er ist ganz begeistert von der Idee, seit ich ihm eine Doku gezeigt habe, in der amerikanische College-Studenten mit Besen zwischen den Beinen herumlaufen und Volleybälle durch Hula-Hoop-Reifen pfeffern. Das sieht noch alberner aus als Fantasy-Nerds, die sich in Wäldern mit Silikonschwertern ihre spitzen Latexohren von den Köpfen kloppen. Aber gerade deshalb gehört Muggel-Quidditch zu den schönsten Ausdrucksformen des Nicht-Erwachsen-Sein-Wollens: Inzwischen sind wir zwar alle zu alt, um noch auf unseren Brief aus Hogwarts zu warten, aber noch jung genug, um uns mit einem Besen zwischen den Beinen dreckig und öffentlich zum Deppen zu machen. Dementsprechend stößt die Idee im erweiterten Freundeskreis auf großen Anklang. Nur ich habe die leise Befürchtung: Wenn ich irgendwas schlechter beherrsche als Ballsportarten, dann sind es wohl Ballsportarten, die man einhändig auf Besen aus dem Aldi-Sonderangebot spielt.

Aber immerhin habe ich Erfahrung, wie man Besen in der schnöden Erwachsenenwelt benutzt. "Zum Fegen", antworte ich also auf die ungläubige Frage meines Mitbewohners. So ganz besänftigt ihn das nicht. "Aber was machst du, wenn du die Häufchen zusammengekehrt hast?", hakt er nach. Für ihn sind offenbar schon Besen an sich irgendwie faszinierend, ganz ohne Magie. Das ist fast eine noch schönere Form von Realitätsflucht als Quidditch.

Jugend: Das bedeutet Nestflucht. Raus aus der elterlichen Einbauküche, rein ins Leben. Nur dauert es nicht lange, bis man sich plötzlich einen Pürierstab zum Geburtstag wünscht - oder Sehnsucht nach Mamas Gulasch hat. Eine Kolumne über das Zuhause, was auch immer das sein mag. "Bei Krause zu Hause" erscheint im Wechsel mit der Kolumne "Beziehungsweise". Weitere Kolumnen gibt es im Internet unter der Adresse jungeleute.sueddeutsche.de/tagged/ Bei-Krause-zu-Hause

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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