Beginn der Wandersaison:Münchner Refugien

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Ski statt Wanderschuhe waren selbst in den Voralpen in diesem Frühjahr lange gefragt, doch allmählich hat in den Bergen die Sommersaison angefangen. Fünf Tipps für die ersten Hüttenwochenenden nach einem langen Winter

Von Heiner Effern, Silke Lode und Isabel Meixner

Nass, kalt und Schneefall bis in tiefe Lagen - so lässt sich das Wetter der vergangenen Wochen zusammenfassen. Keine gute Zeit für Wanderer, und selbst jetzt, Mitte Mai, gilt es, einzelne schöne Tage zu nutzen. Immerhin steht dem Start in die Wandersaison grundsätzlich nichts mehr entgegen: In den bayerischen Voralpen hat sich der Schnee - zumindest südseitig - auf Höhenlagen über 1500 Meter zurückgezogen. Und die meisten Hütten haben ihre Winterpause beendet - fünf Tipps für Tourengebiete in der Region um München.

Stripsenjochhaus

Unter Kletterern wird stets aufs neue diskutiert, ob es sich überhaupt lohnt, auf "der Strips" zu übernachten. Wer zur Steinernen Rinne muss, einem wichtigen Zustiegsweg im Wilden Kaiser, geht vom Stripsenjoch erstmal bergab - da kann man doch gleich vom Parkplatz an der Griesener Alm starten. Und wer richtig früh los will, was sich für die langen, ernsthaften Alpinklassiker anbietet, muss auf das gemütliche Hüttenfrühstück ohnehin verzichten - es wird im Morgengrauen schlicht noch nicht angeboten. Wer aber physisch und mental die Kraft für mehr als einen Klettertag an den gigantischen Wänden hat oder eine der vielen Wanderungen unternehmen will, ist auf dem seit Mitte Mai wieder geöffneten Stripsenjochhaus bestens untergebracht. Seit mehr als 100 Jahren steht an dem markanten Punkt zwischen Kaiser- und Kaiserbachtal ein Hütte, die Terrasse bietet spektakuläre Ausblicke auf Predigtstuhl, Fleischbank und Totenkirchl. Einer der schönsten Wege zur Hütte führt von Kufstein aus über Gamskogel und Bettlersteig hinauf aufs Stripsenjoch (5-6 Stunden). Nur eine Zugstunde von München entfernt kann man auf diesem Pfad richtig einsam sein.

Brunnsteinhütte

Für die einen ist sie eine beliebte Einkehr nach dem Mittenwalder Höhenweg, doch auch als eigenständiges Wanderziel ist die Brunnsteinhütte zu empfehlen. Besonders, wenn man mit Kindern unterwegs ist, denn die Alpenvereinshütte gilt als besonders familienfreundlich - sie hat dafür sogar ein Zertifikat bekommen. Auf 1560 Metern warten nicht nur drei große Familienzimmer, sondern auch ein kleiner Spielplatz und ein Streichelzoo mit Ziegen, Schafen und Zwergesel. Ende April hat sie die Winterruhe beendet. Der spannendste Anstieg führt über den Leiternsteig. Keine Sorge: Über Leitern muss hier nicht geklettert werden, der Weg ist nach dem Leiternwald benannt. Nach etwa eineinhalb Stunden erreicht man eine Hängebrücke über die Sulzleklamm. Von hier aus ist es nochmals etwa eine Stunde.

Tegernseer Hütte

Fast jedes Mal, wenn gezeigt werden soll, wie schön man doch in den Münchner Hausbergen wandern kann, wird ein Foto der Tegernseer Hütte gezeigt. Eigentlich aber auch kein Wunder, so eindrucksvoll, wie sie zwischen Ross- und Buchstein thront. Und so anspruchsvoll es aussieht, dorthin zu gelangen, so vergleichsweise einfach ist es in der Realität. Der "Altweibersteig" bringt Wanderer ohne gefährliche Passagen ans Ziel. Wer dagegen etwas Herausforderung beim Aufstieg möchte, nimmt den einfachen Klettersteig, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Seit vergangenem Wochenende hat die Tegernseer Hütte wieder geöffnet. Je nachdem, wie anstrengend die Tour sein soll, startet man vom Parkplatz Bayerwald südlich von Ross- und Buchstein (1,5 Stunden), Klamm/Winterstube (2,5 Stunden), Kreuth (3-3,5 Stunden), Lenggries (3,5-4 Stunden) oder Bad Wiessee (4-4,5 Stunden) aus. Oben wartet eine kleine Terrasse mit wenig Sitzplätzen in der Sonne, dafür aber mit Panorama-Blick in die Blauberge im Süden. Und ein Hammer, mit dem man auf brachiale Weise sein Smartphone ausmachen kann.

Höllentalangerhütte

Der Name klingt martialisch, der Aufstieg ist tatsächlich ein krachendes Erlebnis, das Ziel allerdings eine der modernsten Bergunterkünfte des Deutschen Alpenvereins (DAV). Die Höllentalangerhütte unterhalb der Zugspitze wurde 2015 komplett neu errichtet, nicht als Retro-Lüftlburg, sondern als schlichtes, modernes Gebäude mit sichtbarem Beton innen und Lärchen-Schindeln draußen. Alpinisten dient sie auf 1387 Metern Höhe als Station beim Aufstieg auf den höchsten Berg Deutschlands, Ausflüglern und Wanderern als Panorama-Terrasse in einem Kessel umgeben von zerklüfteten Felsen. Die Tour beginnt in Grainau relativ behäbig am Hammersbach entlang, nach knapp einer Stunde jedoch geht es gegen Eintritt (vier Euro für Erwachsene, ein Euro für Kinder und DAV-Mitglieder) in die spektakuläre Höllentalklamm. Tosendes und sprudelndes Wasser prägen die nächsten knapp zwei Stunden, der Weg führt über Brücken, durch Felstunnels und zwischen steilen Wänden bergauf. Regenjacke oder Kappe sind auch im Sommer zu empfehlen, Wasser tropft und sprüht dem Wanderer von allen Seiten entgegen. Vom Ausstieg der Klamm sind es noch etwa 20 Minuten bis zur "Hölle", wie Bergsteiger die Hütte liebevoll nennen. Im Winter ist die Klamm wegen der hohen Lawinengefahr geschlossen. Am 24. Mai soll die Saison voraussichtlich starten.

Taubensteinhaus

Das Taubensteinhaus kann mit zwei Besonderheiten aufwarten: Kaum eine Hütte hat so viele Gipfelziele im Umkreis von einer Stunde zu bieten (Rotwand, Hochmiesing, Jägerkamp, und das ist nur eine Auswahl). Und der kürzeste Zustieg dauert zehn Minuten - bergab. Dazu muss man allerdings die Taubensteinbahn benutzen, die nur noch im Sommer fährt. Für Familien ist die Hütte deshalb aber ein perfektes Ziel. In Kombination mit dem Rotwandhaus lässt sich hoch überm Spitzingsee sogar eine richtige Hüttentour mit lauter kinderfreundlichen Etappen machen. 2017 haben zwei neue Pächter das Haus übernommen, es öffnet frisch renoviert am 25. Mai.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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