Bayerns CSU in der Führungskrise:Von der Volks- zur Zoffpartei

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Wähler und Parteimitglieder wenden sich öffentlich ab. Sie wünschen sich die alte Harmonie zurück - und Egomanen in die Wüste

"Eine Partei, die sich selbst zerstört" vom 6. November, "High Noon" vom 18. November, "Das Ende der guten Sitten" vom 23. November und die innerparteiliche Zukunftsdiskussion der CSU:

Machtkampf der Egomanen

Ich habe Jahrzehnte lang CSU gewählt. Zum letzten Mal bei der Bundestagswahl, aber da nur, weil ich lieber Merkel als Schulz wollte, und eine Direktwahl der CDU für Bayern leider nicht möglich ist. Ich habe der CSU schon lange vor der Wahl geschrieben, dass der Satz von Seehofer "Ohne Obergrenze kein Koalitionsvertrag" der dümmste Satz eines Politikers seit langer Zeit ist. Er hätte wissen müssen, dass er damit nur bei einer Alleinregierung der CSU im Bund durchkommen würde.

Was die CSU jetzt bei den Sondierungen aufführt, ist nur widerlich. Mia san mia, und alle anderen doof. Kompromiss? Nur was für die Schwachen! "Wenn wir uns nicht überall durchsetzen, können wir uns in Bayern nicht mehr sehen lassen." Für wie blöd haltet Ihr die Bevölkerung in Bayern denn? Für die CSU gibt es anscheinend nur CSU und AfD. Die andere Seite existiert nicht. Und die Stimmen, die zur FDP gewandert sind? Irrelevant. Man wird sich bei der Landtagswahl wundern. Da nehmen die CSU-wegen-Merkel-Wähler keine Rücksicht mehr. Und das Chaos in Bayern. Der Machtkampf der Egomanen. Söder als Ministerpräsident? Grauenvoll. Sein Programm? SÖDER! Bayern? Nur, wenn's nützt. Diese arrogante Selbstdarstellung ist einfach unerträglich. Und dann die von Söder süffisant unterstützten JU-Möchtegerns. Kein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt berechtigter Forderungen. Aber mit Krawall erreicht man mehr Medienhype als mit Intelligenz. Ist halt CSU-DNA. Da möchte man fast noch den Seehofer für solche Hilfstruppen bedauern. Hoffen wir halt auf Manfred Weber. Auf die SPD zu hoffen ist ja wohl vergeblich. Wenn es wenigstens eine starke Opposition gäbe! Georg Summerer, Wolfratshausen

Mehr Schein als Sein

6,2 - das bundesweit,

CSU wie ein Sieger schreit!

Wohl dem, der "Bauernregeln" traut:

"Die hohlen Tonnen dröhnen laut."

Dr. Hansjörg Franzius, Gauting

Wenn zwei sich streiten

Als CSU-Mitglied verfolge ich die Situation der Partei aufmerksam und bemerke, dass mir schon lange vieles nicht mehr gefällt. Horst Seehofers unchristliche Litanei von der Obergrenze, und so nebenbei die dokumentierte Demütigung von Angela Merkel (Parteitag), aber auch der unverhohlene Machtehrgeiz von Markus Söder haben meiner Meinung nach viele Stimmen gekostet.

Mein Vorschlag zur Güte: Ich schätze Ilse Aigner. Ihr ruhiges und sachliches Wesen und ihr kompetentes Fachwissen weist sie für mich als Parteivorsitzende und als zukünftige bayerische Ministerpräsidentin aus. Um 2018 die Landtagswahlen deutlich zu gewinnen, wäre für mich Ilse Aigner eine Garantin für Erfolg. Und dass ein Franke eh nicht gerne von Altbayern gewählt wird, spricht auch für Ilse Aigner. Das sage ich als gebürtiger Oberpfälzer und langjähriger zugezogener Franke. Karlheinz Busch, Litzendorf

Sittenverfall

Gut waren die Sitten in der schwarzen CSU noch nie. Aber die unqualifizierten Attacken der Herren Füracker, Spaenle, Hermann, oder wie sie noch heißen mögen, gegen Frau Aigner sind wirklich ein neuer Tiefstand in der bayerischen, machohaften Männer-Unkultur dieser Partei. Bedauerlich ist, dass auch politisch engagierte Frauen wie Michaela Kaniber (CSU-Landtagsabgeordnete; d. Red.) nicht willens sind, das unwürdige Benehmen dieser Männer klar zu verurteilen. Etwaige Kritik in diese Richtung würde wohl bedeuten, dass man sich in der CSU als Frau das eigene politische Grab schaufelt. Ich bin weit davon entfernt, besondere Rücksichtnahme für Frauen einzufordern: Es würde für mich genügen, wenn Frauen den gleichen Respekt, die gleichen Chancen, Rechte, Bezahlung und Fairness erhalten würden wie die Männer. Wann kommt die CSU endlich im 21. Jahrhundert an? Für mich als Frau ist diese Partei - bei aller Sympathie für die wenigen dort agierenden Frauen - so nicht wählbar.

Irene Blodow-Roloff, Ehrenberg

Söder - nur ein Scheinriese

Was wird besser mit Söder? Toll, mit welchem Eifer die Youngster der CSU versuchen, das rettende Ufer für eine angeschlagene Partei an die Wand zu malen, dort, wo der Riese Turtur neues Heil verspricht. Freunde, es ist nur eine Utopie, die dieser Möchtegern Euch suggeriert! Denn Ihr müsst Euch doch fragen, welchen der vielen Söders Ihr dann bekommen würdet: Den, der das bewundernswerte soziale Projekt eines BISS-Hotels gnadenlos abgeschossen hat? Den Gaukler in rückwärtsgewandten Posen, etwa als König Ludwig II.? Den Spendierhosen-Söder, der Steuermittel über unverantwortliche, spinnerte Projekte auszustreuen ankündigt, grad so, als seien es seine Moneten? Auf diesen Mann ist kein Verlass, er ist und bleibt ein Gaukler auf Provinzniveau, der seine Claqueure wie eine heiße Kartoffel fallen lässt, sobald sie ihm nicht mehr nützen. Übrigens: Es gäbe auch Alternativen zu Herrn Söder. Zum Beispiel Landrat Christoph Göbel (Landkreis München), der gezeigt hat, dass er zupacken kann! Und das über manche Grenze hinweg! Nachdenken, Freunde, und nicht das erstbeste Boot erklimmen, wenn es morsch ist! Hans von Stebut, Taufkirchen

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© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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