Bauch, Beine, Po:Von schlaff bis straff

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Ihr persönliches Training absolviert Nina Winkler im Wohnzimmer vor einer Wandtapete mit der Lebensblume. (Foto: Arlet Ulfers)

Nina Winkler hat mehr als 30 Bücher rund um Sport, Bewegung, Gesundheit und Glück geschrieben. Damit gehört sie zu den erfolgreichsten Fitness-Autorinnen in Deutschland

Von Otto Fritscher

New York, vor ein paar Jahren: Nina Winkler, heute 38, wollte gerade den Broadway überqueren, als sie von einer Radfahrerin beinahe überfahren worden wäre. Die Radlerin führte eine Yogamatte auf dem Rücken mit sich. Und nach dem ersten Schrecken - eine Radfahrerin, ausgerechnet auf dem Broadway! - stellte Nina Winkler zu ihrer großen Überraschung fest, dass sie die Radlerin auch noch persönlich kannte aus Deutschland. Ein ziemlich großer Zufall. Auf jeden Fall nahm die Bekannte Winkler einfach mit ins Yoga-Studio, wo sie sich ein bisschen beruhigen und entspannen sollte.

Und eben dort turnten junge Männer und Frauen herum, die noch deutlich geschmeidiger waren als die damals schon durchtrainierte Nina Winkler. Es waren Musical-Darsteller vom Broadway, die Kraft, Eleganz und zugleich Ruhe ausstrahlten. Ein bleibendes Erlebnis, das den weiteren Weg von Nina Winkler prägen sollte, beruflich wie auch privat. Doch davon später mehr.

Wer jetzt glaubt, dass Nina Winkler eine glamouröse Fitness-Queen ist, die im trendigen Outfit über "Core Training" oder "Fatburning" doziert, sieht sich enttäuscht. Die vielleicht erfolgreichste deutsche Fitness-Autorin empfängt ungeschminkt in ihrer Wohnung, graues Poloshirt, blaue Hose, barfuß. Hier gibt es auch kein Fitnessstudio oder einen Kraftraum. Ihr persönliches Training absolviert Winkler im Wohnzimmer, auf ein paar Quadratmetern Parkett neben dem Sofa, vor einer Wandtapete mit der Lebensblume. Die Wohnung ist so unprätentiös, wie Winkler selbst wirkt.

Aufgewachsen ist Winkler in Pöcking am Starnberger See. Die Eltern bewirtschafteten im Nebenberuf eine Almhütte, so dass Winkler schon früh im Gebirge und am See alle möglichen Outdoor-Sportarten, wie man heute sagt, ausübte. Mit vier Jahren fuhr sie zum ersten Mal Ski - und dann probierte das Mädchen alles, was sich in Pöcking an Sport so anbot. Winkler erinnert sich: "Rhönradturnen habe ich mit fünf Jahren angefangen", sagt sie, dann kamen Leichtathletik, Laufen und für kurze Zeit auch mal Fußball dazu. "Vor allem im Hochsprung und im Hürdenlauf war ich gut", sagt sie und lacht.

Nach dem Abitur begann Winkler ein Jurastudium, "weil meine Eltern wollten, dass ich etwas Gescheites lerne". Und sie fing an, ihr erstes Buch zu schreiben, dem bis heute 29 weitere und rund 30 DVDs folgen sollten, mit einer Gesamtauflage von mehr als drei Millionen verkaufter Exemplare. Ihr Erstlingswerk handelte vom Laufen, es entstand, weil an einem Schwarzen Brett in der Münchner Universität ein kleiner Zettel hing, auf dem ein Autor für ein solches Werk gesucht wurde.

"Es war mir schon immer klar, dass ich schreiben wollte", sagt Winkler. Folgerichtig schmiss sie das Jurastudium nach vier Semestern hin, arbeitete mehrere Jahre als Lokaljournalistin. "Das war eine super Schule", sagt Winkler. Danach arbeitete sie bei einschlägigen Zeitschriften wie Fit for fun und Shape, volontierte, wurde Redakteurin. Gleichzeitig blieb der Wunsch, Sport und Schreiben zu verbinden. Sie klapperte alle möglichen Verlage ab, fragte immer wieder nach, glaubte an ihren Erfolg - und arbeitete sich so beim Schreiben von Ratgebern rund um Sport, Gesundheit, Fitwerden und Glücklichsein kontinuierlich nach vorne. Fragt man Winkler heute nach ihrem Beruf, sagt sie "Fitness-Autorin". Sie gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autorinnen in dieser Sparte.

Wie hält sich eine Fitness-Expertin eigentlich selbst fit? Drei- bis viermal in der Woche geht Winkler laufen, auf abwechselndem Gelände, damit keine Langeweile aufkommt; dazu möglichst täglich Yoga - und das hat sie sich für dieses Jahr vorgenommen - "wieder regelmäßig eine Meditation". Und dann ist ihr nicht nur die regelmäßige Bewegung, sondern auch die gesunde Ernährung sehr wichtig. Schon seit längerem ernährt sich Winkler vegetarisch, und jetzt sogar vegan.

"Vegan, schlank und fit" heißt auch eines ihrer neueren Bücher, das jüngste ist "Mein Glücks-Work-out - in vier Wochen fitter, gesünder und zufriedener". Ihr Bestseller bleibt aber "Bauch Beine Po", ein Fitness-Klassiker, der sich mehr als 150 000 Mal verkauft hat. Wobei anzunehmen ist, dass die Mehrzahl ihrer Anhänger weiblichen Geschlechts ist. "Genaue Zahlen habe ich aber nicht", sagt Winkler.

"Die einen sagen von mir, ich sei eine Fitness-Tante, die anderen behaupten, ich sei eine Eso-Uschi", sagt Winkler und lacht. "Ich kenne eben beide Welten, und da bin ich ganz undogmatisch. Es kommt doch darauf an, dass jeder das passende Training für sich selbst findet." An sogenannte Gurus glaubt sie selbst nicht: "Der beste Lehrer für das eigene Leben ist man selbst. Man muss sich nur zuhören, alle Antworten sind bereits da."

Sie lebt mir ihrem Sohn Jamie - der Vater ist ein südafrikanischer Profi-Surfer - in Pöcking. Winkler selbst ist seit zwei Monaten dabei, in Feldafing Yoga-Kurse zu organisieren, den Raum hat sie gleich für sechs Kurse reserviert. Die Werbung für ihre Yoga-Stunden sind kleine Zettel, die sie in Supermärkten ans Schwarze Brett pinnt, mit einem hübschen Foto und ihrer Handynummer. Drei Kurse sind schon voll. Und sie weiß, wie man nicht nur Frauen zum Yoga motiviert: "Keine pinkfarbenen Matten", sagt sie, "die mögen Männer nicht." Von Frühjahr an wird sie dann auch Yoga-Kurse auf dem SUP-Brett auf dem Starnberger See anbieten. "Das ist mehr als ein Gag", sagt sie. Was auf der Matte im Yoga-Raum einfach ist, etwa ein Sonnengruß, entwickelt auf dem von Wind und Wellen geschaukelten Brett auf einmal zum ungeahnten Balanceakt. Nebenbei arbeitet Winkler von Fall zu Fall als Coach und Personal Trainer.

Und dann sind da natürlich noch die nächsten Bücher, die geschrieben werden wollen. Immer wieder verschiedene Kurse, die sie in Münchner Fitness- und Yogastudios gibt. Auch eine Yoga-Urlaubsreise nach Costa Rica will sie demnächst anbieten. Zudem bedient Winkler ihren Internet-Blog regelmäßig, sie erzählt etwa von ihrer Tour durch New York, bei der sie versucht, neue Fitness-Trends aufzuspüren. Und sie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, wenn sie eine Gruppe von NIA-Tänzern (Neuromuscular Integrative Action, eine Art Tai Chi, nur schneller) als "Rehagruppe für intensiv verhaltensgestörte Menschen" bezeichnet.

Ständig im Einsatz, ständig unterwegs - muss Nina Winkler nicht auch mal durchschnaufen und nicht nur bei Yoga und Meditation entspannen? "Natürlich mache ich manchmal gar nichts", sagt sie - und stutzt. "Na ja, überhaupt nichts mache ich nur, wenn ich mal krank bin", sagt sie einen Augenblick später. Und das komme nur äußerst selten vor.

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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