Bankraub:Ein Stück Kriminalgeschichte

Schaulustige verfolgten das tödliche Geiseldrama, das sich 1971 in der Deutsche-Bank-Filiale an der Prinzregentenstraße abspielte. (Foto: dpa)

Die Filiale der Deutschen Bank in der Prinzregentenstraße war 1971 Schauplatz des ersten Bankraubs mit Geiselnahme in der Bundesrepublik. Nun wird sie geschlossen

Von Günther Knoll

Wenn die Deutsche Bank nun auch ihre Filiale an der Prinzregentenstraße in München schließt, verschwindet ein Stück deutscher Kriminalgeschichte. Ein trauriges und blutiges, denn dort ereignete sich vor 45 Jahren der erste Bankraub mit Geiselnahme und Lösegeldforderung im Nachkriegsdeutschland. Am 4. August 1971, kurz nach 16 Uhr, stürmten zwei Räuber - Dimitri Todorov und Hans Georg Rammelmayr - die Bankfiliale an der Prinzregentenstraße. Um ihrer Forderung nach zwei Millionen Mark und einem Fluchtauto Nachdruck zu verleihen, nahmen sie 18 in der Bank anwesende Personen als Geiseln. Die Polizei hatte keine Erfahrung mit einem solchen Szenario und damit auch keine entsprechenden Einsatzpläne. Im Laufe des Abends fanden sich etwa 5000 Schaulustige ein, die zum Teil völlig ungeschützt das Geschehen verfolgten. Auch das Fernsehen sendete live vom Tatort. Nach sieben Stunden Verhandlungen wurden gegen 23 Uhr das Geld und das Auto bereitgestellt. Als sich Rammelmayr zusammen mit einer weiblichen Geisel ins Auto setzte, wurde er von Polizisten unter Zuschauergejohle erschossen. Im Kugelhagel starb auch die Geisel. Anschließend stürmte die Polizei die Bank, in der sich Todorov mit den weiteren Geiseln befand. Bei der Schießerei gab es keine Verletzten, Todorov wurde verhaftet. Er wurde in einem von großem Medienecho begleiteten Prozess zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen räuberischer Geiselnahme und fünffachen Mordversuchs verurteilt. Nach 22 Jahren Haft wurde der gebürtige Grazer vorzeitig entlassen, er schrieb eine Autobiografie.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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