Badeunfall im Englischen Garten:Todesgefahr Eisbach

Lesezeit: 2 min

Ein australischer Student springt in den Eisbach und verschwindet spurlos. Die Suche nach ihm wird am Mittwoch Abend erfolglos abgebrochen. Seit heute Mittag sucht die Polizei weiter. Nun wird der Wasserspiegel abgesenkt.

Susi Wimmer und Ruth Schneeberger

Ein australischer Student ist am gestrigen Mittwoch beim Baden im Eisbach im Englischen Garten untergegangen. Der 27-jährige Tourist verschwand gegen 16 Uhr auf Höhe der Himmelsreichstraße in einer Wasserwalze.

Die Unglücksstelle, nördlich der Himmelreichstraße: Wer hier ins Wasser springt, spielt mit dem Tod. (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Nachdem eine erste Suchaktion von Tauchern der Feuerwehr erfolglos geblieben war, wurde der Wasserdruck des Kanals abgesenkt. Am Abend dann postierten sich Polizei und Feuerwehr am nächstgelegenen Rechen des Eisbaches beim Tucherpark. Die Suche wurde gegen 21.40 Uhr erfolglos abgebrochen. Die Rettungskräfte glauben nicht mehr daran, den Studenten noch lebend zu finden.

Feuerwehrautos und Polizeiwagen säumen den Weg von der Himmelsreich-straße aus in den Englischen Garten. Schaulustige in Badehosen drängeln sich am Ufer des Eisbaches, Polizisten müssen sie immer wieder fortschicken. Hier, an einer kleinen Stufe, wo das Wasser sich stürmisch umwälzt, wurde der Student zuletzt gesehen.

Der 27-Jährige war zusammen mit zwei Kommilitonen auf einer Europa-Tour. Bereits am heutigen Donnerstag wollten sie weiterreisen nach Wien. Für Mittwoch war Baden im Englischen Garten geplant.

Einmal taucht sein Fuß auf, dann ist er weg

Zwei von ihnen sprangen gegen 16 Uhr im Englischen Garten in den Eisbach. Dort ist die Strömung stark, und die betonierten Ufer machen es selbst geübten Schwimmern nicht leicht, wieder aus dem reißenden Wasser zu gelangen. Etwas nördlich der Himmelsreichstraße kommt dann die Stromschnelle. "Baden verboten. Lebensgefahr", steht dort auf einem Blechschild.

Hier werden Schwimmer kurz nach unten gerissen, ein Sog entsteht, dann spuckt der Bach die Badenden wieder aus, die schnelle Fahrt geht weiter. Der 27-Jährige allerdings, so sagt ein Freund, wird in der Wasserwalze nach der Staustufe nach unten gezogen. Einmal taucht sein Fuß noch kurz auf, dann ist er weg.

Feuerwehr-Taucher, die mit Seilen gesichert sind, durchkämmen die Wasserwalze. Dort, sagt die Polizei, sammeln sich alte Fahrräder und anderer Unrat. Womöglich ist der Student darin hängen geblieben. Noch während die Retter den Eisbach absuchen, kommen Schaulustige in Badesachen immer wieder zu den Beamten. "Wann dürfen wir wieder rein?", fragen sie.

Einige zeigen ihre Schnittwunden, die sie sich beim Baden im Eisbach-Kanal zugezogen haben. Die Feuerwehr packt gerade zusammen, da treiben die nächsten Schwimmer schon wieder über die Stromschnelle, tauchen kurz ein und lassen sich weitertragen.

Gut eine Stunde gilt der 27-Jährige jetzt als vermisst. Gegen 17 Uhr wird angeordnet, den Pegel des Eisbachs abzusenken. Jetzt wechseln die Taucher an den Tucherpark. Etwas entfernt stehen zwei junge Männer in kurzen Hosen und T-Shirts und starren auf den Eisbach. Es sind die Kameraden des 27-Jährigen. "We don't want to speak about it", sagt einer von ihnen leise.

Seit Donnerstag Mittag geht die Suche weiter: Die Tauchergruppe der Bereitschaftspolizei ist seit 13.30 Uhr im Einsatz, um den Vermissten zu finden. "Bisher gibt es keine Spur", sagt Pressesprecher Markus Dengler. Deshalb wird nun das Wehr an der Mariannenbrücke geschlossen, damit sich der Wasserspiegel des Eisbaches senkt. Die gefährlichen Stellen im Flußlauf sollen vorübergehend entschärft werden, damit die Taucher besser suchen können.

© sueddeutsche.de/SZ vom 19.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: