Axt-Attentat von Würzburg:Es ist zum Verzweifeln

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"Der nette Junge und die große Wut" vom 20. Juli:

Beim Lesen dieses, wie auch vieler anderer Artikel zum Thema "unbegleitete jugendliche Asylbewerber" und auch beim Zuhören, was unsere Politiker und Experten dazu von sich geben, weiß man nicht, worüber man mehr erschrecken soll: Über die Naivität der Helfer, von denen eine Dame in Ochsenfurt ganz offensichtlich den Tod des netten Jungen mehr bedauert als dessen Opfer und die offenbar den Tod von dessen Freund als mildernden Umstand gelten lässt, oder die Blauäugigkeit, mit der bei uns Flüchtlinge ohne Pass, ohne Identifizierung ins Land kommen können.

Es wird alles geglaubt, was diese traumatisierten armen Kinder sagen, es spielt offenbar keine Rolle, dass die jungen Männer ebenso gut bereits über zwanzig sein könnten, es spielt keine Rolle, ob sie über irgendetwas die Wahrheit sagen, und offenbar ist auch noch niemandem aufgefallen, dass es nahezu nur junge Männer sind, die da kommen, obwohl auch die jungen Frauen Grund zur Flucht hätten. Sechzigtausend dieser Flüchtlinge sind einfach spurlos verschwunden, ohne dass sich darüber irgendwer nachhaltig Gedanken machen würde. Und man faselt über Schnellradikalisierung, als ob es dagegen ein Heilmittel in der Apotheke zu kaufen gäbe, wenn man's nur zeitig erkennt.

All das spielt den Rechten in die Hände. Vermutlich ist die AfD nur zu schlau, um wie Erdogan von einem Geschenk Gottes zu reden. Noch ein paar Attentate dieser Art, und sie wird bei über 20 Prozent landen, ob nun gespalten oder nicht.

Und die vielen Flüchtlinge, die hier bei uns wirklich nur eine neue Heimat suchen? Sie werden es ausbaden müssen, da hilft kein beschwörendes Gerede. Es ist schlichtweg zum Verzweifeln.

Renate Seitz, München

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© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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