Auszeichnung:"Ich möchte alles mitnehmen"

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Mohammed Amin Almohtadi kam 2017 nach Deutschland. Er möchte Architekt oder Ingenieur werden. Deshalb ist der qualifizierende Abschluss der Mittelschule für ihn nur ein schulischer Zwischenschritt. (Foto: Angham Almohtadi)

Mohammed Amin Almohtadi gehört zu den besten Schulabsolventen in Bayern

Interview von Gregor Grosse

Ministerpräsident Markus Söder und Kultusminister Michael Piazolo haben diese Woche rund 50 bayerische Schulabsolventen für herausragende Leistungen gewürdigt. Unter ihnen ist auch der gebürtige Syrer Mohammed Amin Almohtadi, der erst seit 2017 in Deutschland ist. Der 17-Jährige konnte an der Münchner Mittelschule an der Cincinnatistraße einen der bayernweit besten Notendurchschnitte erzielen. Im nächsten Jahr will er über den M-Zweig die Mittlere Reife abschließen.

SZ: Herr Almohtadi, wie fühlt es sich an, zu den besten Schülern in Bayern zu gehören?

Mohammed Amin Almohtadi: Das ist ein unglaublich schönes Gefühl, aber auf der anderen Seite auch etwas komisch. Als ich meine Noten bekommen habe, war ich extrem glücklich, hätte aber niemals gedacht, dass ich zu den Besten gehöre. Das ist schon was ganz Besonderes für mich - ich kann das noch gar nicht richtig realisieren.

Wie viel haben Sie am Tag gelernt?

Das war jeden Tag unterschiedlich. Im Schnitt waren das wohl vier bis sechs Stunden pro Tag.

Was macht Ihnen beim Lernen so viel Spaß?

Am meisten Spaß macht mir Mathe. Ich liebe es zu rechnen. Das Lernen kommt mir nicht wie Arbeit vor, sondern wie ein Spiel. Ich will möglichst viel über das Leben erfahren und so viel Wissen ansammeln, wie es nur geht. Das Leben ist zu kurz, deswegen möchte ich alles mitnehmen.

Und was machen Sie, wenn Sie gerade nicht beim Lernen sind?

Ich bin generell ein sehr offener Mensch und probiere einiges aus. Ich mache viel Sport. Ich gehe besonders gerne schwimmen und joggen. Außerdem zählt das Lesen zu meiner Leidenschaft.

Sind die Mitschüler neidisch auf Sie?

Ich bin tatsächlich davon ausgegangen, dass sie etwas eifersüchtig auf mich sind. Aber das Gegenteil war der Fall. Alle haben mir gratuliert und sich sehr für mich gefreut. Das hat sich echt toll angefühlt.

Wie haben die Lehrer auf die Auszeichnung reagiert?

Da ich ein sehr sozialer Mensch bin, habe ich zu den Lehrern eine gute Beziehung. Fast alle Lehrer sind auf mich zugekommen und haben mich beglückwünscht. Einige waren auch ziemlich stolz. Sie haben gesagt, dass es so etwas noch nie auf unserer Schule gegeben hat.

Schreiben die Mitschüler viel von Ihnen ab?

Es kommt schon ab und zu vor, dass Hausaufgaben bei mir abgeschrieben werden. Das passiert aber eigentlich öfter bei Hefteinträgen und Mitschriften von bestimmten Schulstunden. Die habe ich mehrere Male an meine Mitschüler weitergegeben, damit sie den Lernstoff ergänzen konnten. Sogar die Lehrer sind manchmal auf mich zugekommen, wenn sie nicht mehr wussten, wo genau wir stehen geblieben sind.

Was wollen Sie später mal werden?

Architekt oder Ingenieur. Da muss ich mich noch entscheiden.

© SZ vom 30.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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