Aussichten:Verbesserungswürdig

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Vier Jungpolitiker sagen, welche Themen Freising und Moosburg in 40 Jahren noch beschäftigen werden.

Von Clara Lipkowski, Freising/Moosburg

Meist melden sich erfahrene Amts- und Würdenträger zu Wort, wenn es um die Stadtplanung geht. In 40 Jahren ist dann die Jugend von heute an der Reihe, um über die Belange der Stadt zu entscheiden, dann, wenn die jetzigen Politiker längst in Rente sind. Die Jungpolitiker im Freisinger Jugendstadtrat und im Moosburger Jugendparlament haben schon Vorstellungen, was in den kommenden 40 Jahren Thema sein wird - und was hoffentlich bald vom Tisch ist.

Verena Kuch und Jonas Schweighöfer aus Moosburg haben mit ihren Kollegen vom Jugendparlament (JUP) einige Szenarien durchgespielt. Natürlich war auch der Flughafen Thema. "Wenn jetzt immer über die dritte Startbahn diskutiert wird, kommt dann in 40 Jahren schon die sechste? Aber das war eher ein lustiges Schreckensszenario", sagt Verena Kuch. Die 20-jährige Studentin ist seit drei Jahren im JUP. "Ernstere Ideen waren, dass etwa die Mobilität eine andere sein wird. Vielleicht gibt es ja dann selbstfahrende Autos, die einen zu Hause abholen." Sie hoffe stark, dass durch dieses oder ein anderes modernes Verkehrssystem in Zukunft weniger Menschen Auto fahren werden, um die Straßen zu entlasten. Was die Jungpolitiker fürchten würden, sei der Klimawandel, denkt Verena. "Vielleicht wird es dann so heiß sein, dass die Landwirte nichts mehr anbauen können."

Für den 18-jährigen Azubi Jonas Schweighöfer ist klar: Es muss mehr in die Innenstädte investiert werden. "Man sollte Altes renovieren und erhalten", findet er. Er ist seit sieben Monaten beim JUP und wünscht sich künftig mehr Ausgehmöglichkeiten für junge Leute. Es gebe zwar den "Jazzclub Hirsch", der sei aber weniger für Jugendliche. Grundsätzlich fehlten Konzertbühnen in Moosburg.

Für den Erhalt der Freisinger Innenstadt will sich Philomena Böhme einsetzen. Die 16-Jährige ist hier seit etwa eineinhalb Jahren beim Jugendstadtrat und meint: "Die Leute sollen sich wohl fühlen im Zentrum." Mit der Moosach-Öffnung werde die Innenstadt viel schöner werden, weil es mehr Sitzgelegenheiten mit Holzbänken direkt am Wasser geben wird. Das habe bisher gefehlt.

Aber auch das Gastronomieangebot für Jugendliche müsse verbessert werden, sagt die Berufsschülerin: "Klar, es gibt das Schneider's und den Furtner, aber das sind eher Studentenkneipen, für meine Altersgruppe fehlt ein Angebot." Das Jugendzentrum sei zwar eine gute Sache, spreche sie aber nicht an. Sie findet, es müsse ein Lokal geben, wo man sich gemütlich treffen, etwas trinken und auch mal laut Musik hören könne.

Der Freisinger Jugendstadtrat Michael Weindl sieht eine Verbesserung der Verkehrslage in Freising kommen. "Die Situation ist ja im Moment sehr schlecht. Durch die Westtangente wird sie sich aber erst einmal bessern, glaubt der 18-Jährige. Er wünscht sich, dass die Bewohner auf dem Land nicht in Vergessenheit geraten: Zwar sei die ÖPNV-Anbindung vom Bahnhof zur Uni gut, wer aber erst einmal zum Bahnhof kommen müsse, habe ein Problem. Der Verkehr ist auch für Philomena Böhme ein Thema: Freising müsse viel mehr und vor allem bessere Busverbindungen nach Vötting einrichten. Die Busse würden derzeit viel zu selten fahren, klagt sie. Außerdem könne man auf vielen Straßen gar nicht richtig Fahrradfahren, weil dies neben den vielen Autos viel zu eng und auch gefährlich sei.

In Zeiten des Glasfaser-Internets ist es dem Freisinger Michael Weindl besonders wichtig, dass in den kommenden Jahren der Breitbandausbau realisiert wird: "Jeder Haushalt sollte Zugang zu schnellem Internet haben", sagt er, "nicht nur theoretisch". Das sei besonders in ländlichen Gegenden ein Problem. Das wisse er aus eigener Erfahrung. Bei seinen Eltern in Dürnast sei das Internet sehr langsam. Es gebe zwar eine Leitung, die Übertragung sei aber so schlecht, dass er kaum im Netz surfen könne. Der Anbieter könne auch nichts machen, heiße es immer wieder. Zudem sollte es in Zukunft Internet an öffentlichen Plätzen geben, findet Weindl: In der Stadt seien Hotspots zum Beispiel in der Hauptstraße sinnvoll.

Auch die Energiewende beschäftigt die Jungpolitiker. In 40 Jahren müsse Freising endlich eine "100-Prozent-Stadt" sein, findet Michael Weindl. Dann soll die gesamte in Freising verbrauchte Energie - etwa für Strom und Heizung - aus erneuerbaren Energien kommen. "Und zwar nicht aus der Nordsee. Sie soll direkt hier im Landkreis erzeugt werden." Philomena Böhme will sich für das Thema Nachhaltigkeit einsetzen. "Der To-go-Becher-Konsum sollte auf jeden Fall runtergeschraubt werden", sagt sie. Wenn sie in 40 Jahren 56 Jahre alt sei, dann werde das Bewusstsein für den Umweltschutz hoffentlich viel größer und allgemein anerkannt sein.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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