Ausschreibung:Nachfolger für Nerdinger

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Die Stadt beginnt die Suche nach einem neuen Direktor für das NS-Dokuzentrum - das Haus soll stärker vernetzt werden

Von Jakob Wetzel

Die Stellenanzeigen sind bereits geschaltet: Die Stadt München hat mit der Suche nach einem Nachfolger für Winfried Nerdinger an der Spitze des NS-Dokumentationszentrums begonnen. Die Amtszeit des 72-Jährigen als Gründungsdirektor endet im April 2018. Und das Haus an der Brienner Straße mit seinen derzeit 20 Mitarbeitern steht damit nicht nur vor seinem ersten Führungswechsel seit der Eröffnung, sondern auch vor einer Weichenstellung: Nerdinger hat das Zentrum organisiert und etabliert, künftig geht es um dessen dauerhaften Betrieb. Der neue Direktor soll laut Ausschreibung einen unbefristeten Vertrag erhalten.

Gesucht ist laut Stellenanzeige ein engagierter Wissenschaftler, bevorzugt ein Zeithistoriker, der sich durch mehrjährige Erfahrungen im Ausstellungsbereich sowie in einer Führungsposition, durch Managementfertigkeiten und durch Kommunikationsfähigkeit auszeichnet. Inseriert wurde deutschlandweit in großen Zeitungen. Die Suche sei offen, sagt Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Man habe noch keinen speziellen Kandidaten im Visier. Die Ausschreibung laufe noch bis 24. Februar; anschließend würden wie in anderen Fällen auch die eingegangenen Bewerbungen gesichtet und geeignete Interessenten eingeladen. "Mein Ziel ist: Ich würde gerne Mitte des Jahres dem Stadtrat eine Entscheidung vorlegen können."

Nerdinger leitet das NS-Dokumentationszentrum seit 2012. Ursprünglich sollte er das Haus nur bis April 2016 führen; vor einem Jahr aber hat die Stadt den Vertrag mit ihm um zwei Jahre verlängert. Diese Entscheidung war aus arbeitsrechtlichen Gründen umstritten gewesen - nach gängiger Rechtsprechung könnte Nerdinger die Befristung seines Vertrages wohl mit Erfolg anfechten. Unumstritten aber waren die Verdienste des emeritierten TU-Professors für Architekturgeschichte.

Nerdinger hatte das NS-Dokumentationszentrum als Feuerwehrmann in höchster Not übernommen. Kurz zuvor hatte sich die Stadt nach heftigem Streit von der ersten Gründungsdirektorin Irmtrud Wojak getrennt. Nerdinger erarbeitete gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern ein neues Ausstellungskonzept und bewirkte, dass das Haus am 30. April 2015 eröffnet werden konnte.

Von dem neuen Direktor erhofft sich Küppers unter anderem, das Haus noch stärker mit anderen Gedenk- und Erinnerungsorten zu vernetzen. Nerdinger habe bereits Kooperationen geschlossen, sagt der Kulturreferent - etwa mit den Dokumentationszentren Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und Topographie des Terrors in Berlin, mit den KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg oder auch mit Forschungsinstituten und Universitäten. "Es ist mir wichtig, dass wir uns weiterhin nicht als einen Solitär sehen. Ich möchte, dass diese Kooperationen weitergeführt und ausgebaut werden.

Von dem neuen Leiter erwarte er, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen, sagt Küppers. Das NS-Dokumentationszentrum sei unter Nerdinger ein "großes Erfolgsprojekt" geworden. An den Besucherzahlen und an der Vielzahl von Schulklassen im Haus könne man sehen, dass es ein wichtiger Lern- und Erinnerungsort geworden sei. Auch das von Nerdinger gestaltete Begleitprogramm zu den Ausstellungen finde Anklang. "Es gibt einen großen Bedarf an Information über die NS-Zeit, und dafür haben wir einen hervorragenden Ort geschaffen."

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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