Ausgehen in der Frauenstraße:In der Bar ohne Namen

Lesezeit: 1 min

Die Raucher verraten, dass hier eine Bar zu finden ist. (Foto: Robert Haas)

Eine neue Bar in der Frauenstraße ist gut besucht. Und das obwohl sie nicht mal einen Namen hat. Auch bei der Einrichtung wird das Konzept, das keins sein will, durchgezogen.

Von Philipp Crone

Dieser Text ist leider veraltet, diese Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Man kann in der Bar- und Clubszene auf unterschiedliche Arten auf sich aufmerksam machen. Da gibt es die Möglichkeit, sich wie das P1 mit einer - früher - möglichst harten Türpolitik zu positionieren, in der Hoffnung, dass die Gäste dann erst recht versuchen reinzukommen. Auch Prominente machen sich dort und anderswo immer gut.

Wenn Bayern-Spieler im Heart oder H'ugo's gesichtet werden, lockt das Schau- und Trinklustige. Andere Wirte setzen auf ihre markanten Persönlichkeiten, zu besichtigen etwa im Schumann's oder der Bar Gabanyi. Die meisten Betreiber versuchen es allerdings mit besonderen Getränke- oder Raumkonzepten. 40 Ginsorten hier, bewusst abgerockter Boazn-Charme dort.

Schau ma moi
:Die bessere Boazn

Sechzger-Aufkleber und "Untergiesinger Erhellung": Die Café-Bar "Schau ma moi" lockt mit echtem Giesing-Feeling. Sie ist dabei besser als jede Boazn - weil sie gar keine sein will.

Von Christiane Lutz

In der Frauenstraße 26 ist seit einigen Monaten eine ganz andere Marketingstrategie zu beobachten. Würden dort abends keine Raucher vor der beigen Hausfassade des ehemaligen Café Majestic stehen, kein Passant käme auf die Idee, drinnen eine sehens- und besuchenswerte Bar zu vermuten. Keine Webseite, kein Schild, kein Name. Die Bar, nennen wir sie Frauen 26, versteckt sich. Wobei dieser bewusste Geheimnisschleier natürlich eine ganz besonders gelungene Werbestrategie ist.

Der Barraum ist eine Mischung aus Kinderzimmer, Erdkunde-Unterrichtsraum und Oma-Wohnzimmer. Eine knitterige Landkarte und gerahmte Schmetterlinge in der einen Ecke, Sofas an den Seiten, im Nebenzimmer stehen ein Dutzend Kinderstühle um einen Flatscreen, auf dem junge Männer mit Baseballcaps an der Spielekonsole zocken. Die Bar ist eher eine offene Küche, den Bartendern baumeln Schüsseln und Siebe ins Gesicht, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen.

Das Konzept lautet: konzeptfreie Einrichtung. Die Marokko-Lounge ist ein mit Kissen belegter Sitz-Sims, gegenüber hängen bunte Holzmasken aus Afrika an der Wand. Stringent ist nur die Musik: Hip Hop, mit einigen Funken Funk. Da schimpft schon mal einer der Betreiber, wenn zum Soundcheck der Hifi-Anlage ganz kurz Elektrobeats durch das Lokal stampfen.

Das Nicht-Marketing funktioniert ausgezeichnet. Um 22 Uhr ist der Laden voll, mit Gästen von Mitte 20 bis Mitte 30, die im gedämpften Kerzenlicht Longdrinks (8 Euro) und Bier trinken, etwa das feine Bockerlbier (3,50). Und sollte der Andrang nachlassen, wäre das wohl schnell zu sehen: Wenn die Betreiber doch Werbung machen, sei es nur mit einem kleinen Namensschild.

© SZ vom 25.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: