Jedes Kind in Polen weiß, wer die Jagiellonen waren: Sie herrschten über ein polnisch-litauisches Reich, das von der Ostsee bis zur Adria, von der Elbe bis zum Schwarzen Meer reichte. Sie bezwangen die Kreuzritter des Deutschen Ordens, pflegten die Künste und den Austausch mit ihren Nachbarn und heirateten zu diesem Zwecke häufig in andere Königshäuser - Kasimir II. zeugte mit Elisabeth von Habsburg 13 Kinder. Deutsche Schulkinder hören nichts darüber. In ihren Geschichtsbüchern ist alles östlich der Oder-Neiße-Linie noch immer Niemandsland. Auch ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Aber nicht nur bei Schülern sieht Martin Schulze Wessel Defizite. Auch Entscheidungsträger wissen oft zu wenig über Osteuropa, sagt der Historiker.
Aus Geschichte lernen:Sehnsucht nach Erklärungen
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"Wer andere Länder verstehen will, muss die eigene Entwicklung kennen", sagt Martin Schulze Wessel, einer der führenden Historiker und Ost-Europa-Forscher Deutschlands. Gemeinsam mit Andreas Wirsching, Leiter des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, hat er das "Historische Quartett" im Literaturhaus ins Leben gerufen
Von Martina Scherf
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