Aufwertung des Museumsareals:Eine Vision stirbt

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Die Aufwertung des Museumsareals durch die Verkehrsberuhigung der Barer Straße ist wohl vom Tisch - die Idee hinterlässt aber positive Spuren.

Alfred Dürr

Es waren wohl nur schöne Visionen. Denn die vorliegenden Pläne für eine mögliche Aufwertung des Museumsareals in der Maxvorstadt haben kaum noch eine Chance, realisiert zu werden.

Der Plan: Zwischen die Uni-Bauten entlang der Theresienstraße und die Pinakothek der Moderne schiebt sich ein Neubau. Die Barer Straße wird zur Piazza zwischen den drei Pinakotheken. (Foto: Foto: Henn Architekten)

Bei einer Podiumsdiskussion des Münchner Forums und der Architekturgalerie gab es von Bau- und Museumsleuten sowie von örtlichen Bürgervertretern deutliche Kritik an dem Ausbaukonzept. Mitte April wollen internationale Museumsexperten, Architekten und Stadtplaner auf einer Konferenz darüber beraten, wie die Pinakothek der Moderne (PdM) vollendet werden kann und wie es mit der Entwicklung des Kunstareals weitergeht.

Im Sommer vergangenen Jahres überraschte die Stiftung der PdM die Öffentlichkeit mit dem spektakulären Vorschlag für eine neue Museumsmeile in der Maxvorstadt. Nach der Idee des Münchner Architekten Gunter Henn sollte die PdM durch einen Neubau auf der Freifläche vor dem Haupteingang die dringend benötigten Ausstellungs- und Depoträume bekommen.

Im Schnittpunkt der PdM, der Alten und der Neuen Pinakothek war auf der dann verkehrsberuhigten Barer Straße ein zentraler Platz und eine "neue Mitte" zwischen den Museen geplant. Der Stiftung ging es vor allem darum, endlich die Raumnot der PdM zu lösen und das gesamte Areal aufzuwerten. Es sollte auf einer Stufe mit Kunstmetropolen wie Berlin, Dresden, London oder Paris stehen.

Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. Die Barer Straße vom Autoverkehr freizuhalten und mitten auf eine Grünfläche einen Neubau zu stellen - das hat wohl keine Chance mehr. Am traditionellen Straßenraster der Maxvorstadt dürfe man nicht herumfummeln, forderte der örtliche Bezirksausschussvorsitzende Oskar Holl.

Die Straßenbahn werde auch weiterhin durch eine verkehrsberuhigte Barer Straße fahren, sagte der frühere Baureferent Horst Haffner, der sich während seiner Amtszeit besonders für das Museumsquartier engagiert hatte: "Wie will man dort eine ruhige Piazza schaffen?" Haffner plädiert für einen umfassenden Verkehrsplan. Denn noch immer gibt es keine Lösung für den Dauerbrenner-Konflikt, wie man die PdM wegemäßig besser mit der Altstadt verknüpfen kann. Außerdem sollten die "autobahnähnlichen" (Haffner) Einbahnstraßen rund um die PdM zu "normalen" Straßen zurückgebaut werden.

Der Leiter des Architekturmuseums in der PdM, Professor Winfried Nerdinger, ist gegen eine "neue Mitte" zwischen den Pinakotheken: "Damit grenzen wir nur die anderen Museen in der Maxvorstadt aus." Notwendig sei ein Konzept, das beispielsweise durch ein besseres Informationssystem für die Museumsbesucher alle Kunstgebäude vernetze.

Mit großer Leidenschaft verteidigt Markus Michalke von der Stiftung der PdM den im vergangenen Jahr vorgelegten Plan nun auch nicht mehr. Im Mittelpunkt stehe die Frage, wie man die Raumnot der PdM und dabei speziell die der Graphischen Sammlung lindern könne: "Dazu haben wir die Diskussion mit dem Vorschlag des Architekten Henn angestoßen."

Zwingend notwendig sei auch ein Nachdenken darüber, warum das Münchner Kunstareal international an Aufmerksamkeit verloren habe: "Es muss endlich etwas geschehen, das zur Aufwertung beiträgt."

Nicht zuletzt ist die Frage offen, ob der vom PdM-Architekten Stephan Braunfels geplante zweite Bauabschnitt entlang der Gabelsberger- und Türkenstraße kommt oder nicht. "Ich erhalte in letzter Zeit immer mehr Signale aus dem Kunstministerium, dass dieses Projekt realisiert wird - die Frage ist allerdings wann", sagt Stephan Braunfels.

Mag der im Sommer 2008 präsentierte Verschönerungsplan für die Pinakotheken inzwischen nur noch ein großes Traumgebilde sein - die Diskussion um die Aufwertung des Museumsquartiers hat er jedenfalls stark befördert. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die zweitägige Konferenz im April.

Kommen sollen unter anderem die Direktoren des British Museums und des Art Instituts in Chicago. Finden will man tragfähige Vorschläge für einen Ideenwettbewerb zur Weiterentwicklung des Museumsareals und der PdM. Eingeladen zum Gedankenaustausch sind am zweiten Tag nicht nur Kunstexperten, sondern auch politische Entscheidungsträger.

© SZ vom 26.03.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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