Aufregung am Marienplatz:Mit Burka und Plastiktüte

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Ein verhüllter 25-Jähriger erregt Unmut und Irritationen auf dem Marienplatz - er trägt eine Burka und reagiert nicht auf die Rufe der Passanten.

Samstag, auf dem Marienplatz. Vor dem Rathaus steht eine seltsame Gestalt, eingehüllt in eine Burka, das Kleidungsstück, das Frauen nach sehr strenger Auslegung des Islam tragen sollten - wie unter den eifernden Taliban in Afghanistan. Die Gestalt hält eine Plastiktüte in der Hand. Die Person ist ganz in schwarz, völlig bedeckt von Kopf bis Fuß, nur ein Sehschlitz ist frei, aber durch ihre Größe als Mann zu erkennen. Bald ist der Burka-Träger von aufgebrachten Passanten umringt, die Polizei wird gerufen. Getan hat der Mann rein gar nichts. In der Plastiktüte befanden sich seine Einkäufe, was man freilich nicht sehen konnte.

Ein Kleidungsstück, wie es auf dem Münchner Marienplatz Irritationen auslöste: eine Burka. (Foto: Foto: dpa)

Ein Verrückter? Ein Scherzbold? Oder gar - ein Attentäter? Der Auftritt erweckte offenbar so viel Angst wie Zorn. Mit der Zeit umringten immer mehr Einkäufer die Gestalt und brachten "ihren Unmut über diese Darstellungsform zum Ausdruck", wie die Polizei lakonisch mitteilt. Der Verhüllte wurde heftig beschimpft, ohne darauf zu reagieren. Er stand einfach weiter da. Schließlich informierten einige Passanten vorsichtshalber zwei Beamte, die gerade auf Fußstreife in der Innenstadt unterwegs waren.

Die Polizisten sahen nach Rechten. Tatsächlich, auf dem Marienplatz stand einer in der Burka. Unter dem Umhang kam ein junger Mann, 25 Jahre alt, aus Düren hervor und erläuterte den Beamten: "Ich bin Linksextremist." Nun sind Linksextremisten eher rar geworden und überdies eher nicht für die Befolgung islamistischer Kleidungsvorschriften bekannt. Er habe aber, sagte der Mann weiter, "mal die Reaktionen der Leute testen wollen". Seine Freunde standen während der Aktion abseits und beobachteten die Szenen. Die Polizei überprüfte und belehrte den Mann.

"Wir haben ihm erklärt, dass die Kunstaktion einer Einzelperson nicht anmeldepflichtig sei, bei mehreren Personen schon", sagt Polizeisprecher Andreas Ruch. Die Beamten rieten dem Dürener, die Burka lieber wieder auszuziehen. Das tat der 25-Jährige auch und ging seines Weges.

© SZ vom 18.03.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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